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© Copyright Wiatscheslav Mironov
© Copyright translation Jury Kireev & Svetlana Kireeva
Email: [email protected]
Date: 19 Sep 2003
Russ
English version
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Der erste Teil des Buches von Wiatscheslav Mironov " Ich war in diesem
Krieg ". Die Handlung geschieht in Januar 1995 in Grosny. Der Autor war
Augenzeuge und Teilnehmer der Mehrheit der beschriebenen Ereignisse. Die
volle Variante des Buches wird im September 2001 veruffentlicht. Seit dem
August 2001 kann man die Vorbestellung auf das Buch durch das Internet
machen. Die Hinweis wird zusutzlich erklurt sein.
Wiatscheslav Mironov wurde in 1966 in der Stadt Kemerovo in der Familie
des Wehrdienstleistenden geboren. Er legte Aufnahmeprufungen am
Mari-Polytechnische Institut ab, aber hat die
Kemerowo-Militurkommandobildungseinrichtung der Verbindung absolviert. Er
leistete den Dienst in Kischinjow, Kemerovo, Nowosibirsk ab, zur Zeit
leistet den Dienst (aber nicht in den Streitkrufte) in Krasnojarsk ab. In
verschiedenen umtern befand er sich in den Dienstreisen in Baku, Zchinwali,
Kutaissi, Pridnestrovje, Tschetschenien. Er war zweimal verwundet,
Kontusionen sind ohne Rechnung. Ist verheiratet,erzieht den Sohn. Zu Hause
wohnen zwei Hunde. Er ist Student der Abwesenheitsabteilung des Sibirischen
Juristischen Institutes.
Die Anmerkung des Veruffentlichers
Fachrichtung von Mironov - Nachrichtenmittel. In Grosny mußte er
ganz nach anderem Beruf dienen, und nur im Jahre 1998 fing er an, das Buch
zu schreiben. Deshalb gibt es im Buch viel Verwirrung mit den
taktiko-technischen Charakteristiken der Ausrustungen und der Panzertechnik.
Alle Nachnamen sind geundert, es ist ebenso die geographische Anpassung
vieler beschriebener Ereignisse geundert.
Ich laufe. Lungen sind zerrissen. Es hat die Atemnot gequult. Laufen
muß ich zickzackfurmig, oder, wie bei uns in der Brigade sprechen,
"als Schraube".
Mein Gott, hilf mir... Hilf mir. Hilf dieses rasende Tempo zu ertragen.
Also, werde ich herauskommen, gebe ich das Rauchen auf. Knack, knack.
Wirklich der Scharfschutze? Ich falle und kriechend, kriechend aus der Zone
der Beschießung.
Ich liege. So wie hat es mich nicht betroffen - keiner Scharfschutze,
einfach "Schalnjak" (Zufallstreffer).
So, man muß ein wenig Atem holen, mich zurechtfinden und vorwurts
- nach dem Kommandopunkt des ersten Bataillones unserer Brigade suchen. Erst
vor ein Paar Stunden ist der Bericht davon eingegangen, daß der
Scharfschutze gefangen wurde. Aus dem Bericht folgt, daß er der Russe
ist und, seinen Worten nach, sogar aus Nowosibirsk. Fucking Landsmunnchen.
Zusammen mit den Aufklurer fuhr ich auf zwei BMP (Schutzenpanzer) diesen
"Gefangenen" holen, der Partner ist im Stab der Brigade geblieben.
Beim Herantreten zum Eisenbahnhof fingen wir an, verbrennte,
verstummelte Technik und viele Leichen zu treffen. Unsere Leichen der
Bruderchen - Slawen - das war alles, was von Maikoper Brigade blieb, die die
Gespenster (Duchi - Banditen, Terroristen) in die Neujahrsnacht von 94. auf
das 95. Jahr erschossen haben. Mein Gott, hilf zu entschlupfen... Man
erzuhlte, daß als das erste Bataillon die "Teufel" aus dem
Gebuude des Bahnhofes vertrieben hat und Atempause geschah, fing einer der
Kumpfer wie ein Wolf zu heulen an, aufmerksam die Umgebung betrachtend. Und
seit dieser Zeit wurde ihm aus dem Weg gegangen - wutend. Er geht drauflos,
wie beschwurend, nichts ist ihm furchtbar und nichts erschrickt ihn. Und
solche Tollkuhne gibt es in jedem Teil - sowohl bei uns, als auch bei dem
Gegner. Ach, Russland, was machst du mit deinen Suhnen! Man wollte diesen
Kerl ins Lazarett schicken, ach wo - wir kunnen nicht die Verwundeten
ausfuhren, aber dieser kumpft, obwohl wahnsinnig ist. Auf dem "Kontinent"
kann er uberhaupt wahnsinnig werden .
Eigentlich durch das Paar der Quartale wurden wir wutend
beschoßen. Schoßen die Gespenster von oben, das Feuer war buig,
aber ungeordnet - ungefuhr zwanzig Luufe. Ich mußte BMP lassen und
mich mit dem Paar der Kumpfer in unsere Standort durchdrungen. Gut ist,
daß die Leute ein wenig beschoßen und sich daran gewuhnt sind.
Weil anfangs - wie dieser Kumpfer, heule wenigstens wie ein Wolf. Die
Soldaten sind nicht beschoßen, einige laufen vorwurts, und andere
mußt Du mit dem unflutigen Fluchen und den Fußtritten aus der
Technik und der Schutzengraben herausziehen. Also gut, hinter meinen
Schultern Baku und Kutaissi - 90, Zchinwali - 91, Pridnestrowje - 92, und
jetzt noch Tschetschenien - 95. Also, finden wir uns zurecht, wurde ich mich
nur aus dieser Hulle herauskommen. Nur unversehrt. Wenn ich zum Invaliden
werde, so liegt in der Tasche sehr nettes Spielzeug - Granate RGD-5. Damit
komme ich aus. Ich sah mich satt, wie im Friedensleben die verstummelte
Helden der vergangenen Kriege wohnen, die die Heimats-, Partei-, Regierungs-
und Teufel weiß noch wessen Befehle wuhrend "der
Wiederherstellung der konstitutionellen Ordnung" am Territorium der
ehemaligen Union erfullten. Und jetzt stoßen wir unseres Rußland
laut nuchsten irgendeinen geheimen Befehl...
Das alles lief im Kopf fur ein paar Sekunden vorbei. Ich blickte mich
um - meine Kumpfer liegen nicht weit und schauen sich um. Die Fressen sind
schwarz, nur Augen und Zuhne blitzen. Aber ich bin wahrscheinlich nicht
besser. Ich zeige einem mit Kopf, anderem mit Hand Richtung der Bewegung -
vorwurts, vorwurts zickzackfurmig, als "Schraube", rollend. In der
Matrosenjacke kann man sich nicht besonders gut uberschlagen. Der
Schweiß uberflutet die Augen, die Kleidung dampft, im Mund ist
Nuchgeschmack des Blutes, in den Schlufen klopft. Im Blutchen gibt es sehr
viel Adrenalin. Von den Sprungen nach den Bruchstucken des Ziegels, des
Betons, des Glases. Sorgfultig vermeiden wir die offenen Bereiche der
Straße. Vorluufig sind wir lebend, Gott sei Dank.
Knack, knack! Donnerwetter, ist das der Scharfschutze wirklich? Wir
tauchen in den nuchsten Keller. Die Granaten sind bereit - was oder wer
wartet uns dort? Das Paar der Leichen. Nach der Form sind sie uhnlich
unseren - den Slawen. Vom Kopfnicken zeige ich auf, damit einer die
Beobachtung durch das Fenster fuhrte, selbst stehe ich bei der Turuffnung
auf. Der zweite Kumpfer neigt uber einen Gefallenen, knupft die
Matrosenjacke und die Jacke auf, zieht Papiere heraus, reißt vom Hals
das Strickchen mit der persunlichen Nummer ab. Dann macht dasselbe mit dem
zweiten. Den Kerlen ist es schon egal, aber die Familien muß man
unbedingt benachrichtigen. Sonst werden die "Klugen" aus der Regierung
ihnen keine Rente zahlen, es davon motivierend, daß die Kumpfer, sagen
sie, Verschollenen sind, und sogar kunnen sie selbst zur Seite des Gegners
uberlaufen.
- Na und, hast du Papiere mitgenommen? - frage ich.
- Habe mitgenommen, - antwortet Soldat Semjonov, derselbe
"Semjon". - Wie werden wir weiter gehen?
- Jetzt werden wir uns durch den Keller auf die Nachbarstraße
herausfinden, und dann zum ersten Bataillon. Gibtus Verbindung mit ihnen? -
rede ich den Funker Soldat Kharlamov an. Er ist "Klebestoff". Seine
Pratzen sind lang und stehen aus den urmeln hervor, wie Stucke, - ihm
paßt keine Form. Die Hunde sind unproportional entwickelt. Wenn Du
siehst ihn zum ersten Mal, dann kommt solche Empfindung, daß diese
Hunde vom Gorilla abgerissen und dem Menschen angenuht wurden. Und wofur hat
man ihn von "Klebestoff" benannt, niemand erinnert sich schon.
Unsere Soldaten sind Sibirier. Und wir alle zusammen - "Machra",
vom Wort "die Machorka". In den Buchern uber den Grossen
Vaterlundischen Krieg und im Kino nennt man die Infanterie "Zarin der
Felder", und im Leben - "Machra". Und der Einzelinfanterist -
"Machor". Es ist nun einmal nicht anders.
- Und verbinde dich mit den "Schachteln", - das sage ich uber
unsere gelassene auf das Herangehen zum Bahnhof BMP, - erfahre, wie geht es.
"Klebestoff" trat vom Fenster beiseite und brummte in die
Garnitur der Rundfunkstation, herbeirufend Kontrollpunkt (KP) des ersten
Bataillones, und dann unsere BMP.
- Ordnung, Genosse Kapitun, - berichtet der Funker. - "Kuppe"
wartet auf uns, die "Schachtel" waren beschossen, sie fluteten auf ein
Quartal nach unten zuruck.
- Gut, laß uns gehen, sonst krepieren wir, - ruchle ich, mich
ruuspernd. Endlich wurde die Atmung wiederhergestellt, ich spucke den
gelb-grunen Schleim aus- die Folgen des vieljuhrigen Rauchens. - Ach, sagte
mir die Mutti: "lerne die englische Sprache".
- Und mir sagte die Mutti : "klettere, Suhnchen, nach den Brunnen
nicht", - greift Semjon auf.
Zum Fenster von der gegenuberliegenden Seite des Hauses hinausgehend
und keine Spuren des Aufenthaltes des Gegners entdeckt, laufen wir
sprunghaft zum Bahnhof hin, uns fast viermal beugend. Es sperrt man uber der
Stadt, die Bomben abwerfend und jemande Positionen von unerreichbarer Huhe
beschießend. Hier gibt es keine einheitliche Frontlinie. Die Kumpfe
werden herdfurmig gefuhrt, und manchmal ergibt sich die sogenannte
Blutterpirogge: Gespenster, Unsere, wieder Gespenster und so weiter. Mit
einem Wort - Irrenhaus, fast kein Zusammenwirken. Es ist besonders
kompliziert, mit den Innentruppen (IT) zu arbeiten. Eigentlich ist das ihre
Operation, aber wir - Machra - fur sie ganze Arbeit machen. Nicht selten
kommt es vor, daß wir dieselbe Objekte zusammen sturmen, voneinander
nicht verduchtigend. Es kommt vor, daß wir auf IT-Kumpfer die
Luftfahrt und die Artillerie richten, und sie - auf uns. In der Dunkelheit
unternehmen wir Feuergefechte, nehmen eigene Soldaten gefangen.
Jetzt auch gehen wir auf den Bahnhof, wo fast im vollen Personalbestand
die Maikoper Brigade gelegen hat. Sie ist in die Neujahrsnacht verschwunden,
nach den Zugunge, dem Bestand und der Anzahl der Gespenster nicht vernunftig
forschend. Ohne Artillerievorbereitung. Als sich Maikoper nach dem Kampf
entspannt wurden und fingen an, einzuschlafen, - das ist keine Spaß,
mehr als eine Woche nicht zu schlafen, sich nur auf Wodka und Adrenalin
durchzuhalten - kamen die Gespenster und sie ins Gesicht erschoßen.
Alles wie bei Tschapajev, der die Wachen nicht aufgestellt hat. Und hier
sind die Wachen eingeschlafen, oder wurden sie leise erstochen. Alles
brannte, was konnte und was konnte nicht. Vom verschutteten Brennstoff
brannten Erde, Asphalt, Wunde der Huuser. Die Leute warfen sich hin und her
in dieser feurigen Hulle: einige erwiderten Feuer, einige halfen den
Verletzten, einige erschoßen sich, um in die Hunde der Gespenster nur
nicht zu geraten, einige fliehten - man darf sie dafur nicht tadeln. Und Du,
Leser, wie benahmst Du Dich in dieser Hulle? Du weißt nicht, und
deshalb unterstehe Dich ja nicht sie zu tadeln.
Niemand weiß, wie sie umkamen. Der Brigadekommandeur mit
zerbrochenen Beinen befehligte bis zum Letzten, obwohl konnte ins Hinterland
weggehen. Er hat geblieben. Oh Gott, bewahre ihre Seelen und unsere Leben...
Als unsere Brigade schlug sich mit den schweren Kumpfen zu Hilfe den
Maikoper durch, mußten sich die Panzer durch Haufen aus den Leichen
unserer Bruder - Slawen durchschlagen... Und wenn Du siehst, wie
Kettenglieder der Panzer und BMP die Kurper zerbrechen und mahlen; Durme und
Eingeweide solcher, wie Du, auf die Walzen wickeln; wenn unter der
Raupenkette der Kopf mit dem Knirschen platzt, und alles ringsum in die
grauen-rote Masse der Gehirne gefurbt wird, - der Gehirne vielleicht des
nicht stattgefundenen Genies, des Dichters, des Wissenschaftlers oder
einfach des guten Kerls, des Vaters, des Bruders, des Sohnes, des Freundes,
der keine Angst kriegte, der nicht entlaufen ist, aber in diese dreckige
Tschetschenien gefahren ist, und der vielleicht bis zum Ende nicht begriff,
was geschah; wenn die Schuhe auf dem blutigen Schlamm rutschen - dann das
Wichtigste uber nichts zu denken ist, man muß sich nur auf einem zu
konzentrieren: vorwurts und am Leben bleiben, vorwurts und am Leben bleiben,
die Leute bewahren, weil die Kumpfer, die Du verlieren wirst, nachts truumen
werden. Und muß man Gefallenenmeldungen und die Akten des
Kurpererkennens schreiben.
Meinem busesten Feind wunsche ich diese Arbeit nicht. Es ist besser,
sich im Sturmangriff zu verschlucken, mit großen Augen aus eigenen AKS
(Kalaschnikov-MPi) nach rechts und nach links zu schießen, als in der
Erdhutte diese schrecklichen Papiere zu schreiben. Wozu sind alle diesen
Kriege? Obwohl, ehrlich gesagt, niemand von uns hat bis jetzt bis zum Ende
nicht verstanden, was hier geschieht und geschah. Das Ziel ist allein - am
Leben bleiben und die Aufgabe zu erfullen, dabei die Leute maximal gut
erhalten. Wenn Du nicht erfullst - werden andere gesendet, die wegen deines
Nichtprofessionalismus, der Feigheit, der Wunsche nach Hause zuruckzukehren,
sich unter dem Feuerstuße aus der MPi und Maschinengewehren legen
werden, von den Granaten- und Minensplitter zerreißend, werden in
Gefangenschaft geraten. Und alles ist deinetwegen. Empfinden Sie ein
Mißbeha-gen uber solche Verantwortung? Ich auch.
Klebestoff hat Bewegung im Fenster des funfgeschoßigen Hauses
bemerkt, das sich an den Bahnhofsvorplatz angrenzte, ist dazugekommen, zu
schreien: Gespenster!, und ist weggerollt. Wir wurden uns mit Semjon hinter
den Haufen des zerschlagenen Betons auch bedeckt. Klebestoff fing an, um die
Ecke aus dem MPi das Fenster zu beschießen, und wir fingen an,
Unterluufe (Unterlauf-Gewehrgranatwerfer) in fieberhaftem Tempo zum Kampf
vorzubereiten.
Ach, was fur eine bemerkenswerte Stuck ist dieser
Unterlauf-Gewehrgranatwerfer, der liebevoll "Unterlauf" genannt ist,
sogar "Unterluufchen". Es wiegt zwar nicht wenig - etwa funfhundert
Gramm. Wird unten zum Maschinenpistolenlauf gefestigt. Kann das Feuer wie
nach der geraden, als auch nach der Anbaubahn fuhren. Das ist eine kleine
Ruhre mit Abzug und Sicherheitsklammer. Es gibt auch Visiereinrichtung, aber
wir haben fur die ersten Tage der Kumpfe so flott zu tun gelernt, daß
ruhig ohne sie auskommen. Aus dem Unterlauf Markierung GP-25 kann man die
Granate in ein beliebiges Luftungsklappe werfen oder, falls notwendig, durch
ein beliebiges Gebuude hinuberwerfen. Geradeaus schmeißt er auf
vierhundert Meter, Splitter fliegen auf vierzehn Meter auseinander. Das ist
einfach Murchen. Wie viele Leben hat er in Grosny gerettet, kann man nicht
nachzuhlen. Wie kann man Schutzen und Scharfschutzen von den oberen Etagen
im fluchtigen Kampf in der Stadt auszuruuchern? Auf keine Weise. Solange
wirst Du die Luftfahrt, die Artillerie herbeirufen, solange wirst Du
ruckwurts wegrollen oder deine "Schachteln" herbeirufen, die die
Panzerbuchsenschutzen niederbrennen kunnen.. .. Und so hat jeder Soldat
seinen "Unterluufchen", und selbst ruuchert er den Gegner aus. Es gibt
bei den Unterlauf-Gewehrgranaten noch ein unbestreitbarer Vorteil, und zwar:
sie explodieren vom Schlag. Sonst wirfst Du wuhrend des Kampfes eine
gewuhnliche Handgranate im Eingang des Hauses, wenn sich der Gegner auf den
oberen Stocken befindet, aber sie hat die Verzugerung 3-4 Sekunden nach der
Vorsteckerabnahme. Und jetzt rechne, - Du hast das Ringel gezogen, sie nach
oben geworfen, und sie, Gesindel, stoßt gegen irgendwelches Hindernis
und fliegt zu Dir zuruck. Schon sputer, irgendwo zum 15-17. Januar, hat man
"Berg-" oder, wie wir sie nannten, die "afghanischen"
Granaten zugefuhrt. Dieses Stuck explodiert nur dann, wenn gegen etwas
festes gestoßen wird. Und dahin kam irgendwer aus hiesigen
"Kulibin" (der beruhmte russische Erfinder) auf die Folgende: wenn die
Granate vom Unterlauf uber den Absatz zu schlagen, so tritt sie auf den
Spannrast, und sputer wirfst Du sie, meine Gute, von Dir so weit wie
muglich. Und begegnend das Hindernis, explodiert sie, abmuhend in den
geschlossenen Raum alles lebendiges.
Wir fingen mit Semjon an, aus Unterlauf die Granaten ins Fenster zu
werfen, in dem Klebstoff irgendwelche Bewegung bemerkt hat. Dem Semjon
gelang es vom ersten Versuch, mir vom zweiten. Die erste, Gesindel, wurde
gegen die Wand gestoßen und hat explodiert, nach unten ziemlich
große Schicht des Stuckes umgeworfen und die grosse Wolke des Staubes
gehoben.
Ausgenutzt das, haben wir zu dritt, auf funfgeschossiges Haus
anzuschielend, die offene Strecke im Laufschritt ubergewunden und wo
kriechend, wo im Laufschritt, erreichten wir endlich durch zwei Huuser die
Unseren.
Diese dumme Kerle haben uns im Schreck beinahe niedergeschoßen,
uns fur die Gespenster gehalten.
Sie begleiteten uns bis zum KP des Bataillones, wo wir den
Bataillonskommandeur gefunden haben.
Der Bataillonskommandeur ist eingefleischt. Er ist zwar nicht besonders
groß, aber wie der Kommandeur, wie der Mensch - ist er die
Gruße. Man muß offen bekennen, daß unsere Brigade mit den
Bataillonskommandeuren Gluck hat. Ich werde Vor- und Nachteile von jeden
nicht beschreiben, einfach werde ich sagen - sie sind die echten Kerle. Wer
diente, kumpfte, jene werden verstehen, was es bedeutet.
Der Kommandopunkt des ersten Bataillones wurde im Keller des
Eisenbahnbahnhofes stationiert. Als wir hereingekommen sind, schimpfte mit
unflutiges Fluchen der Bataillonskommandeur heftig auf jemanden per das
Feldtelefon.
-Verdammter Schweinhund, wohin mischest du dich ein, der Idiot! Sie
locken dich heraus, Dummkopf, und du mit deinen Salabonen (junge unerfahrene
Soldaten) rennst mit dem Kopf durch die Wand! Mache Reinigung, reinige
alles, was bei dir ringsumher ist! Damit es kein Gespenst in der Zone der
Verantwortung gab! - schrie der Bataillonskommandeur in den Hurer. -
"Die Schachteln" schleppe ruckwurts, soll die Machra arbeiten! Sitze
selbst auf KP, lehne dich nicht heraus!
Den Hurer des Telefons geworfen, hat er mich gesehen.
- Hallo, - hat er geluchelt.
- Gott zu Hilfe, - habe ich gesagt, die Hand reichend.
- Was gibt es Neues im Stab? Gehen wir zum Mittagessen, - hat der
Bataillonskommandeur vorgeschlagen, froh auf mich schauend. Zu sehen die
bekannte Person auf dem Krieg ist eine Freude. Das bedeutet, daß nicht
nur Du, sondern auch deine Genossen auch Gluck haben.
Mich vom Kampf, der Lauferei und des Schießens noch nicht
beruhigend, wußte ich,- wenn jetzt nicht auszutrinken, nicht ruhig zu
werden, dann beginnt das kleine nervuse Zittern zu schlagen. Oder umgekehrt
uberkommt halbhysterischer Zustand, man bekomme Lust zu sprechen, zu
sprechen... Deshalb habe ich mit der Dankbarkeit die Einladung zum Tisch
angenommen.
Sich auf die Kasten von den Geschossen hingesetzt, hat der
Bataillonskommandeur halblaut gerufen: "Iwan, wir haben Besuch, gehe
zum Mittagessen". Aus dem Nachbarkellergeschoß ist der Stabsleiter des
ersten Bataillones der Kapitun Il'in erschienen. Hager, sogar mager, ist der
erste Anfuhrer in der Brigade im Volleyball, aber bei der Arbeit ist er
Pedant und punktlich. Im friedlichen Leben war er immer stramm, gebugelt,
blitzend, jetzt unterschied er sich wenig von allen anderen. Ebensolcher
verrußt, unrasiert, nicht ausgeschlafen.
- Hallo, Slawa, - hat er gesagt und seine Augen wurden kaum glunzend.
Wir waren mit ihm fast gleichaltrig, aber ich bin ein Oberoffizier des
Brigadestabes, und er ist der Leiter des Bataillonstabes. Und beide sind wir
Kapitune. Wir waren mit Iwan schon seit langem in der
Freundschaftsbeziehungen, es waren auch die Frauen und die Kinder
befreundet.
Ich verbarg meine Emotionen nicht und kam zu umarmen. Allmuhlich fingen
die Nerven an, von sich huren zu lassen, nach meinem kurzem ubergang rollte
die Hysterie hin.
Um die Kumpfer machte ich mich keine Sorgen, sie befanden sich unter
Unseren, so daß man ihnen zu essen gegeben und erwurmt wird.
- Slawa, bist du nach dem Scharfschutzen gekommen? - hat der
Bataillonskommandeur gefragt.
- Nach ihm, nach wem noch, - habe ich geantwortet. - Wie haben sie
diesen Hurensohn genommen?
- Dieses Scheusal hat uns drei Tage die Ruhe nicht gegeben, - wurde
Iwan streng. - Er hat sich neben dem Bahnhof gesetzt und beschoß uns
durch den Platz. Hat drei Kumpfer erschoßen und den ersten
Kompaniefuhrer an das Bein verwundet. Und zu evakuieren gibt es keine
Muglichkeit. Wir riefen die urzte hierher, sie operierten vor Ort.
- Also, wie geht es ihm, - habe ich gefragt, - die Geschichte uber die
urzte hurte ich, die Prachtkerle, es ist nichts zu sagen, und wie geht es
dem Kompaniefuhrer - wird er leben- gehen?
- Wird, wird, - hat der Bataillonskommandeur froh bestutigt, - nur habe
ich ihn zuruckgestellt, aber es gibt keine Zugfuhrer, weißt Du das
selbst, und leiten jetzt Zwei-Scheusale. (Mit solchem mißbilligenden
Terminus nannten wir die Hochschulabsolventen, die auf zwei Jahre im
Offizierrang einberufen wurden). Aber dieser Kerl scheint gescheit zu sein.
Ist freilich heiß wie Tschapai auf dem verwegnen Pferd, will ganzes
Tschetschenien allein befreien.
- Was hatte der Scharfschutze? - frage ich. - Sonst ist das vielleicht
keiner Scharfschutze, sondern irgendeiner verruckte Ortseinwohner, jetzt
bummeln viele ebensolchen durch die Stadt.
Der Bataillonskommandeur mit dem Stabsleiter haben sich sogar gekrunkt
gefuhlt. Iwan ist gesprungen, in sein Stubchen gerannt und hat unser
einheimisches Gewehr SKS gebracht. Nur die Optik ist Importerzeugnis, ich
habe das sofort verstanden, - sah schon, aller Wahrscheinlichkeit nach,
japanische. Das gute Spielzeug.
Pal Palytsch - der Bataillonskommandeur - solange wir mit Iwan den
Karabiner untersuchen, erzuhlt, daß in den Taschen beim Festgehaltenen
zwei Pakete der Patronen entdeckt waren, und in seiner "Lagerung", -
das heißt dort, wo er den Hinterhalt veranstaltete - die
Bierverpackung und zwei Blocke der Zigaretten. Erzuhlend, Palytsch deckte
den Tisch: schnitte Brot, uffnete Schmorfleisch, Kondensmilch, weiß
der Teufel woher entstehende Salate, eingelegte Tomaten und Gurken. Endlich
hat er auf den improvisierten Tisch die Flasche Wodka gestellt.
Ich habe inzwischen Einkerbungen auf dem Kolben nachgezuhlt: es war
zweiunddreißig. Zweiunddreißig abgebrochene unsere Leben. Wie
die Scharfschutzen arbeiteten, wußten wir nicht vom Hurensagen. Als
wir nach alten, fast Vorkriegskarten nachts in die Stadt eintraten,
-begegneten sie uns. Und obwohl wir rasten, die Kupfe innerhalb der BMP
zerschlagend, die Zuhne von der rasenden Fahrt brechend und alles
verfluchend, brachten die Scharfschutzen fertig, bei der vorbeifahrenden
Technik die hin und her schaukelnde Antennen zu wegschießen, sogar in
der Nacht, in den Staubwolken. Und als Unsere ohne Verbindung blieben,
schickten die Kommandeure die Kumpfer, anzuschauen, was fur Quatsch ist das,
- und sofort tutete sie der Scharfschutze. Und noch gibt es bei
Gespensterschutzen eine solche Schlauheit: sie tuten den Mensch nicht,
sondern verwunden ihn, - sie schießen auf den Beinen, damit er nicht
wegkriechen konnte, und warten. Die Verletzten schreien, und jene
erschießen wie die Kucken die zu Hilfe beeilende Soldaten.
Solcherweise hat die Brigade etwa dreißig Menschen auf den
Scharfschutzen verloren, und wir haben zu ihnen die besondere Rechnung. Noch
ist es erstaunlich, daß die Kumpfer dieses Scheusal lebendig genommen
haben.
Im zweiten Bataillon haben neulich die Lagerung entdeckt, nach allen
Merkmalen - der Frau. Alles wie ublich: Sofa oder Sessel, alkoholfreie
Getrunke im Unterschied zu den Munnern - Scharfschutzen, und irgendeines
weiche Spielzeug. Es ist das Gewehr nicht weit verborgen. Den ganzen Tag
haben die Kumpfer im Hinterhalt gewartet, sich nicht bewegend. Weder auf die
Toilette gehen, noch rauchen. Und haben sie sie erwartet. Was war dort -
niemand weiß, aber flog die Tschetschenin als Vuglein vom Dach des
neungeschoßigen Hauses, und auf dem Weg zur Erde hat sie die
Granatenexplosion zerfetzt. Die Kumpfer schworen sputer feierlich, daß
sie den Geruch ihrer schmutzigen Kurper gefuhlt hat und auf das Dach spurte,
und von da nach unten absprang. Naturlich, nickten alle mit dem Kopf und
bedauerten, daß sie ihrem Flug Hand nicht angelegt haben. Niemand hat
geglaubt, daß sie sich in den letzten Flug mit der Granate
selbststundig begeben hat. Die Tschetschenen, soviel ich mich erinnere,
beendigten das Leben vom Selbstmord nicht, es ist unser Strich - die Angst
vor Gefangenschaft, Schande, Foltern. Nach jenem Zwischenfall hat der
Bataillonskommandeur des zweiten Bataillones die Phrase gesagt, die das
Motto unserer Brigade wurde: "Die Sibirier geben sich nicht gefangen,
sondern auch nehmen sie nicht gefangen".
Der Bataillonskommandeur hat den Wodka inzwischen eingeschenkt, und wir
haben uns mit Iwan hingesetzt. Wenn wer sagt, daß wir betrunken
kumpften, - spucke ihm in die Fresse. Auf dem Krieg trinkt man fur die
Desinfektion, nicht immer wirst Du das Wasser aufkochen, die Hunde gut
waschen. "Die roten Augen werden gelb nicht" - das ist das Motto der
Fronturzte. Das Wasser fur Nahrung, Getrunke, Waschen mußte man in
Sunshe nehmen - ein so kleines Flußchen, das durch ganzes
Tschetschenien, darunter durch Grosny fließt. Aber dort schwammen
soviel Leichen der Leute und der Tiere, daß an der Hygiene man nicht
denken mußte. Nein, niemand wird sich auf dem Krieg betrunken - das
ist der richtige Tod. Die Kameraden werden auch nicht erlaubt - was kommt
dem Betrunkenen mit den Waffen in den Sinn?
Wir haben weiße Plastikbecher gehoben - im Flughafen
"Nurdlich" haben wir viele mitgenommen,- und zusammengeruckt. Es ergab
sich kein Anstoßen, sondern das Geraschel, "damit
Politstellvertreter hurte nicht", - scherzten die Offiziere.
- Fur den Erfolg, Kerle, - hat der Bataillonskommandeur gesagt, und hat
Halbglas des Wodkas gehoben, Luft aus den Lungen auszuatmend.
- Fur ihn, verdammten, - habe ich aufgegriffen und auch ausgetrunken.
Im Hals wurde sofort heiß, die warme Welle rollte nach innen und blieb
im Magen stehen. Im Kurper wurde sich die Mattigkeit verbreitet. Alle
sturzten sich auf das Essen, wann gelingt es noch, so ruhig zu essen. Brot,
Schmorfleisch, Gurken, Tomaten, alles ist in den Magen geflogen. Jetzt hat
schon Iwan den Wodka eingeschenkt, und wir haben schweigend ausgetrunken,
mit den Bechern raschelnd. Haben geraucht. Ich habe zuerst meine, noch aus
dem Haus gebrachte "TU-134" genommen, aber, bei dem
Bataillonskommandeur und bei Iwan "Marlboro" gesehen, habe zuruck
weggeruumt.
- Vom Scharfschutze? - habe ich gefragt, mich aus von beiden gereichten
Schachteln bewirtet.
- Von da, - hat der Bataillonskommandeur geantwortet.
- Was macht das zweite Bataillon? - hat Iwan gefragt, tief auf Lunge
rauchend.
- Nimmt Hotel "Kaukasus", jetzt werden wir ihnen zu Hilfe das
dritte Bataillon und Panzersoldaten werfen. Die Gespenster haben sich dort
festgesetzt und halten sich an ihm fest. Die Uljanowsker und
Marineinfanterie sturmen "Minutka" und der Dudajev-Palast. Sie
verlieren nur die Leute, aber das ist sinnlos.
- Das bedeutet, daß wir ihnen bald zu Hilfe geschickt werden, -
mischte sich der Bataillonskommandeur in das Gespruch ein. Das ist dir nicht
die Flaschen uber den Kopf schlagen, hier muß man denken, wie Leute
aufzubewahren und Aufgabe zu erfullen. Niemals verstand ich die Angehurigen
der Landetruppen, nein, so was, freiwillig, im nuchternden Zustand aus dem
Flugzeug herauszuspringen? - hat Palytsch harmlos gescherzt.
- Und ich verstand die Grenzsoldaten niemals, - hat Iwan aufgegriffen,
- vier Jahre in der Militurschule lernten sie, in das Fernglas zu sehen und
neben dem Hund zu gehen. Ich habe eine Vorahnung, daß wir am Asphalt
auf diesem fucking Platz nagen werden.
Bei mich habe ich schon entschieden, daß ich diesen
Scharfschutzen bis zum Brigadestab nicht bringen werde. Er wird, Hurensohn,
beim Treffen von "Schalnjak" oder beim "Versuch zur Flucht"
sterben. Ganz egal, alles, was konnte er erzuhlen, hat er schon erzuhlt.
Nur im Kino uberzeugt man psychologisch den "Gefangenen" von der
Notwendigkeit, die ihm bekannten Nachrichten zu erzuhlen, brecht man ihn
ideologisch. Im realen Leben ist alles einfacher. Aller hungt von der
Fantasie, der Bosheit und der Zeit ab. Wenn es die Zeit und der Wunsch gibt,
so kann man bei ihm die Emaille von den Zuhnen mit Hilfe der Feile abnehmen,
oder mittels des Feldtelefones uberzeugen. Eine solche braune Schachtel mit
dem Griff seitlich. Du hungst zwei Leitungen zum Gespruchspartner an und
drehst den Griff, ihm vorher Paar-Drei Fragen gestellt. Aber es gescheht in
den komfortabelen Bedingungen und wenn es bevorsteht, ihn in die Hunde der
Staatsanwaltsarbeiter zuruckzugeben. Es bleibt keine Spuren. Es wure
wunschenswert, ihn vorher mit Wasser zu begießen. Und um die Schreie
nicht zu huren, lußt Du nebenan die schwere Panzertechnick an. Aber
das ist fur die ustheten.
Auf den Kampfpositionen ist alles viel einfacher - aus dem Automat
schießt man der Reihe nach die Finger auf den Beinen weg. Es gibt
keinen Menschen, wer uhnliches ertragen hutte. Du wirst erzuhlen, was
wußte und was sich erinnerte. Was, der Leser, dies ekelt Dich an? Und
Du feierteste das Neujahr in dieser Zeit, gingeste zu Gast, rodelteste
halbbetrunken mit den Kindern von der Rutschbahn, aber gingeste zum Platz
nicht und hielteste ein Meeting nicht ab, mit der Forderung, unsere Kumpfer
zu retten, sammelteste die warmen Sachen nicht, gabeste das Geld jenen
Russen nicht, die aus Tschetschenien liefen, opferteste den Teil von dir
vertrunkenen Geld zu den Zigaretten fur den Soldaten nicht. So das rumpfe
die Nase nicht, und hure die grobeWahrheit des Krieges.
- Gut, laßt uns die Dritte, und gehen wir, Ihren Schutzer zu
sehen, - habe ich gesagt, eingeschenkt die Reste des Wodkas nach den
Glasern.
Wir sind aufgestanden, haben die Gluser genommen, ein paar Sekunden
geschwiegen und haben schweigend, nicht anstoßend ausgetrunken. Der
dritte Trinkspruch ist der Wichtigste bei den Militurpersonen. Wenn bei
Zivilisten dieser Trinkspruch fur die "Liebe", bei den Studenten noch
fur etwas ist, so bei den Militurpersonen ist dieser Trinkspruch "fur
Abgestorbenen", und trinkt man ihn stehend und schweigend, nicht
anstoßend, und jeder lußt vor seinem innerlichen Blick
diejenigen vorbei, wen er verloren hat. Das ist schrecklicher Trinkspruch,
aber andererseits, weißt Du, daß wenn Du umkommen wirst, so
werden sowohl durch funf, als auch in funfundzwanzig Jahren irgendeiner
rotzige Leutnant in der fernustlichen vom Gott vergessenen Garnison oder
aufgedunsener Oberst im Stab des Prestigebezirks den dritten Trinkspruch
heben und fur Dich austrinken.
Wir haben ausgetrunken, ich habe in den Mund ein Stuck Schmorfleisch,
ein Paar Zacken des Knoblauches, ein Stuck der "Offizierzitrone" - der
Knollenzwiebeln, geworfen. Es gibt keine Vitamine auf dem Krieg, der
Organismus fordert sie stundig, deshalb hat man die Zwiebeln von der
Offizierzitrone benannt. Man ißt die auf dem Krieg immer und uberall.
Der Geruch ist zwar schrecklich, aber bei uns gibt es keine Frauen, und zum
Geruch gewuhnst Du Dich und bemerkst nicht, um so mehr, als er obwohl ein
wenig, aber uberall verfolgenden widerlichen Geruch des zerlegten
menschlichen Fleisches verschlugt. Den Imbiß aufgegessen, habe ich
alles mit dem Kondensmilch unmittelbar aus der Buchse nachgetrunken, aus der
auf dem Tisch gelegenen Schachtel von Bataillonskommandeur die Zigarette
genommen und bin als erster zum Ausgang gegangen.
Hinter mir sind der Bataillonskommandeur und Iwan Il'in gegangen. Etwa
in dreißig Meter vom Eingang in den Keller standen die Kumpfer dicht
aneinander um den Panzer und besprachen etwas laut. Ich habe beachtet,
daß das Kanonenrohr des Panzers irgendwie unnaturlich nach oben
hochgehoben ist. Nuher darauf zukommend, haben wir gesehen, daß vom
Rohr der gespannte Strick herunterhungt.
Die Kumpfer traten zur Seite, uns bemerkt. Das Bild ist, naturlich,
farbenpruchtig, aber schrecklich, - auf dem Ende dieses Strickes hing der
Mensch, sein Gesicht war von Prugeln anschwellend, die Augen halboffen, die
Zunge ist herausgefallen, die Hunde sind hinten zusammengefunden. Obwohl
habe ich mich in letzter Zeit an den Leichen satt gesehen, aber gefallen sie
mir nicht, gefallen nicht, was ist da zu tun.
Der Bataillonskommandeur begann, auf die Kumpfer zu schreien:
- Wer hat es gemacht?! Wer, Hurensuhne, die nicht zu Ende geschnittene
Magen?! (die ubrigen Epitheta werde ich nicht anfuhren, bitte einen
beliebigen Truppenmilitur, der nicht weniger als zehn Jahre in der Armee
ist, zu schimpfen - wirst Du Deinen Wortschatz von verschiedenen
Redewendungen bedeutend vergrussern.
Der Bataillonskommandeur setzte fort, zu toben, die Wahrheit
auszuforschend, obwohl nach dem Ausdruck seiner schlauen Fresse verstand
ich, daß er seine Kumpfer nicht verurteilt. Er bedauert, naturlich,
daß er nicht selbst erhungt hat, aber man muß vor dem
Stabsoffizier "das Bild vorfuhren". Sowohl ich als auch die Kumpfer
verstehen es ausgezeichnet. Auch verstehen wir, daß niemand aus den
Kommandeuren die Unterlagen in die Militurstaatsanwaltschaft fur uhnliches
einreichen wird. Das alles voruberzog in meinem Kopf, wuhrend ich die
Zigarette von Bataillonskommandeur anrauchte. Ist lustig, erst vor einigen
Stunden gehurten diese Zigaretten diesem Gehenkten, wessen Beine unweit auf
dem Niveau meines Gesichtes schaukeln, dann dem schreienden
Bataillonskommandeur, und jetzt rauche ich sie, diese Vorstellung
beobachtend.
Ich habe von diesem verschleppten Zirkus genug, und habe gefragt, mich
zu den umgebenen Kumpfern wendend, unter denen habe ich Semjon und
Klebestoff bemerkt:
- Was hat er gesagt, bevor zu sterben?
Und hier brausten die Kumpfer auf. Einander unterbrechend, erzuhlten
sie, daß "dieser Hurensohn" (das weichste Epitheton) schrie,
daß er bedauert, daß ihm gelang, nur zweiunddreißig
"Ihre" zu tuten.
Die Kumpfer drungten besonders auf das Wort "Ihre". Ich habe
verstanden, daß sie die Wahrheit sagen, und wenn er seine historische
Phrase nicht gesagt hutte, kann sein, daß irgendwelche Zeit auch leben
wurde.
Hier hat einer der Kumpfer gesagt, alle damit erheitert:
- Er erdrosselte sich selbst, Genosse Kapitun.
- Hat er mit den verbundenen Hunden das Schlinglein auf dem gehobenen
Rohr festgezogen und vom Panzer abgesprungen, so was? - habe ich gefragt,
vor Lachen erstickend.
Dann habe ich mich zum Bataillonskommandeur umgedreht:
- Gut, nimm deinen Gehenkten ab, wir werden im Kampfbericht
aufschreiben, daß er sein Leben vom Selbstmord begangen hat, die
Gewissensqualen nicht aushaltend, - ich habe den Zigarettenstummel
ausgespuckt und vom Absatz verschmiert. - Aber Gewehrchen nehme ich mit.
- Nikolaitsch, - hat sich zu mir der Bataillonskommandeur zum ersten
Mal nach dem Vatersnamen gewendet, - laß das Gewehr, als sehe ich das,
so wendet mich.
Angeschaut in seine anflehende Augen, habe ich verstanden, daß es
vergeblich ist, das Gewehr wegzunehmen.
- Du wirst geschuldet, und Du bist der Zeuge, - zu Iwan wendend.
- Na, Nikolaitsch, Danke, - schuttelte Palytsch mit dem Eifer meine
Hand .
- Wegen dieses Idioten mußte ich unter der Beschießung
schleppen, und jetzt noch zuruck stampfen.
- So nimm ihn mit, Du wirst sagen, daß er bei der
Beschießung umgekommen ist, - hat Iwan gespaßt.
- Fuck you, - habe ich gutmutig geantwortet. - Nimm selbst und schleife
diesen Toten. Und wenn Sie die Unvorsichtigkeit haben werden, noch jemanden
gefangenzunehmen, so entweder schleppen Sie ihn selbst in den Brigadestab,
oder machen Sie mit ihm Schluß ohne Lurm an der Stelle. Und muntern
Sie irgendwie die Kumpfer auf, die ihn genommen haben. Also, gehen wir weg.
Geben Sie das Befehl, damit wir ein Paar der Quartale begleitet wurden.
Wir haben einander die Hunde gedruckt, der Bataillonskommandeur hat
schnaufend in die innere Tasche der Matrosenjacke gegriffen und auf das
Licht die ungeuffnete Schachtel "Marlboro" geholt. Ich habe gedankt
und meine Kumpfer zugerufen:
- Semjon, Klebestoff, gehen wir weg.
Sie sind herangetreten, die Waffen in Ordnung bringend.
- Sind fertig? Hat man Ihnen zu essen gegeben?
- Hat man zu essen gegeben und auch hundert Gramme eingeschenkt, - hat
Semjon geantwortet. - Hat man die Patronen und Unterluufe ergunzt.
- Gut, Kerle, gehen wir, wir sollen noch bei Tageslicht Unseren
erreichen, - habe ich gemurmelt, zuknupfend im Gehen, und habe das neue
Magazin an den MPi angeschnallt.
Ich hatte das angesehene Magazin: habe zwei Magazine vom
Kalaschnikov-Handmaschinengewehr besorgt. Die Kapazitut ist mehr auf
funfzehn Patronen, als in der Maschinenpistole, - sind 45 Stucke in jede
hineingegangen. Ich habe sie als "Bube" zusammengelegt, vom
Isolierband aufgewickelt, da hast Du 90 Patronen stundig bei der Hand. Es
ist nur schade, daß das Kaliber der Maschinenpistole 5,45 ist, und
nicht 7,62, wie fruher. 5,45 hat den großen Abpraller und die Kugel
"geht spazieren", und 7,62 wie hast Du angewandt, so hast Du
angewandt. Es gibt solche Fabel - angeblich haben sich die Amerikaner
wuhrend des Krieges in Vietnam bei ihren Buchsenmacher beklagt, daß es
von ihrem Gewehr í-16 viel Verwundeten gibt, aber wenig Ermordeten (so,
ubrigens, steht es mit unserer Maschinenpistole AK-47 und áëí). Da sind die
Buchsenmacher zu ihren Armeen auf das Schlachtfeld angekommen. Sie haben
angeschaut und geradeaus an der Stelle die Experimente begonnen - bohrten
auf der Kugelspitze das Loch nach und luteten dorthin die Nadel ein. Von
diesen Operationen verschob sich das Kugelzentrum und obwohl bei dem Flug
wurde die Kugel weniger standfest und gab mehr Abprallers, als vorige, aber
bei dem Treffen in den Menschen wickelte sie auf sich fast alle seine Durme
auf. Bei dem Gegner wurde weniger Verwundungen und mehrere tudliche
Ausgunge.
Unsere haben nichts origineller gefunden, als die Amerikanern
nachzugehen, und in Afghan haben Kalaschnikovs des Kalibers 7,62 durch das
Kaliber 5,45 ersetzt. Vielleicht gefullt das irgendwem, aber nur nicht mir.
Zugeknupft, die Waffen in die Hunde genommen, sind wir gesprungen und
einander angesehen.
- Mit dem Gott, - habe ich gesagt, mich umgedreht, funf Kumpfer
gesehen, die die selben Operationen machten, wie wir, und fertig waren, uns
zu begleiten.
Ich habe noch einmal den aufgehungten Scharfschutzen angeschaut, aber
der Rohr der Panzerskanone befand sich unter gewuhnlichen fur ihn Winkel,
und es gab schon kein Strick mit dem Verstorbenen auf ihm.
- Also, laß uns gehen, - habe ich einen Befehl erteilt und mit
dem Kopfnicken aufgezeigt, damit die Kumpfer aus dem ersten Bataillon als
ersten gingen.
Wissend die Umgebung, sind sie wie wir oben nicht gegangen, aber, in
den Keller getaucht, haben sie uns durch Verbruche und Spalten gefuhrt.
Irgendwo wurden wir in die Kanalisation heruntergegangen, dann irgendwo
herausgekrochen. Ich habe die Orientierung vollkommen verloren und verglich
den Befurderungsweg nur nach dem Handkompass. Kam heraus, daß wir vom
richtigen Weg gehen. Nach etwa dreißig Minuten hat der Sergeant, der
unseren ubergang leitete, stehengeblieben und fing an, nach den Zigaretten
zu suchen. Wir alle haben geraucht. Sputer hat er gesagt:
- Also, jetzt bis zu Ihren Schachteln blieb funf - sieben Quartale,
nicht mehr, aber durch die Keller gibt es kein Weg weiter. Sie mussen weiter
selbstundig oben gehen.
Zu Ende geraucht, habe ich die Hand dem Sergeanten gereicht, dann mich
mit jedem der uns begleitenden Kumpfer verabschiedet und gesagt:
- Den Erfolg! Uns allen ist der Erfolg nutig.
- Gehen Sie vorwurts, und wir werden zehn Minuten huren, - hat der
Sergeant gesagt.
- Also, - wendend sowohl zu Semjon als auch zum Klebestoff, habe ich
befohlen, mit der Hand die Bewegungsrichtung zeigend. Und als erster bin aus
dem gebrochenen Keller hinausgesprungen, gefallen, habe mich gerollt und
fing an, mich umzusehen, vom Maschinenpistolenrohr zu lenkend. Nichts
verduchtiges bemerkt, habe Meinen geschwenkt. Als erster ist Semjon, hinter
ihm mit der Funkstation ist Klebestoff hinausgesprungen.
So bewegten wir uns noch vierzig Minuten, bis uns mit unseren
"Schachteln" getroffen haben. Kaum haben wir die Bewegung begonnen,
sturzte auf uns das buige Feuer von den oberen Stockwerken ein.
Die Vormaschine, auf der ich fuhr, gereit nach links ins Schleudern,
hat man uber die Ecke geschlagen. Die Geschwindigkeit ist zuerst gefallen,
und dann hat BMP ganz und gar stehengeblieben. Wie saßen wir auf dem
Panzer oben, so fingen wir an, mit unflutigem Fluchen zu schimpfen, das
Sperrfeuer zu uffnend.
- Nach dem Kopf verletzte, Mechaniker, was ist mit Dir, Donnerwetter,
verduften wir schneller, - heulte ich in die Lukehalsung, dann, schon zu den
neben mir sitzenden Kumpfern wendend, - stellt die Nebelwand!
- Die Raupenkette ist abgerissen! - fing der Mechaniker an, zu brullen,
aus BMP hinauszuspringend.
-Donnerwetter, alle vom Panzer weg! Vier spannen die Raupenkette an,
die ubrigen - in die Verteidigung, zwei Unterluufe zum Kampf, die ubrigen -
die Machinenpistolen, die zweite Maschine - die Kanone. Also, Kerle,
beginnen wir, fahren wir!
Der Eifer des Kampfs hat mich wieder erfaßt. Die Angst ist das
erste Gefuhl, aber weißt Du, - wenn Du sie uberwindest, fuhlst Du den
Nuchgeschmack des Blutes im Mund, empfindest Du Dich ruhig und gewaltig, die
Sinnesorgane sind versturkt. Du bemerkst alles, das Gehirn arbeitet wie der
gute Computer, stellt augenblicklich die richtigen Beschlusse, Haufen der
Variationen und der Kombinationen aus. Augenblicklich rollte vom Panzer
herab, Wulzen, und da bin ich schon hinter dem Bruchstuck der Betonwand.
Krampfhaft suche ich das Ziel, etwas vorluufig ist nicht zu sehen, woher
beschießt man uns. So, Einatmen - Ausatmen, Einatmen und das langsame
Ausatmen, also - bin ich fertig, lassen wir, die Slawen, spannen wir das
Auge auf schwarzen Hintern! Das Adrenalin toset wieder im Blut, und der
lustige Eifer kocht in mir wieder auf.
Den Kumpfern zweimal es befehlen mußte ich nicht. Schnell,
gewandt haben sie die Ringe aus den Schachteln mit den Rauchgeneratoren
herausgezogen, und unsere Maschine hullte sich mit den vielfarbigen
Rauchschwaden um. Der russische Soldat ist vorsorglich und auf jeden
Feuerzufall nimmt alles, was schlecht liegt. Da, wenn man Flughafen
"Nurdlich" nahm, haben die Kerle die allerleien Rauche gesammelt. In
der zweiten Maschine, unser Manuver gesehen, haben den Trick mit den Rauchen
wiederholt. Und rechtzeitig, weil die Gespenster, wahrscheinlich verstanden,
daß auf gut Gluck nicht gelingen wird, die Infanterie vom Panzer
abzumuhen, haben begonnen, uns aus RPG zu beschießen.
Was ist das - RPG-7? Der gewuhnliche Gewehrgranatwerfer, das
allerliebste Spielzeug, hat noch das Schwesterchen, heißt die
"Fliege", sie stellt von sich das Rohr dar, die ersten Modifikationen
waren ausschiebbar. Beide sind fur die Vernichtung der Panzertechnik und der
Infanterie bestimmt. Wenn sich die Granate mit dem Hindernis trifft (in der
Regel ist es die gepanzerten Blutter), so lußt sie augenblicklich den
Feurstrahl von der Nadeldicke heraus, die das Metall durchbrennt und innen
des Panzerobjektes den hohen uberdruck und die lustige Temperatur etwa
dreitausend Grad schafft. Naturlich, beginnt KS (der Kampfsatz) zu
explodieren. Solche schreckliche Explosion reißt bei den Panzern
Mehrtonnenturme ab und wirft sie auf dreißig Meter weg, reißt in
Fetzen die Besatzung, die Landetruppen. Und wie viel Infanterie ist
umgekommen, als die Kerle so innerhalb der eisernen Fallen saßen.
Naturlich, waren die Zufulle, daß der Mechaniker oder der
Richtkanonier mit weit geuffneten Luken saßen, und warf sie die
Explosion einfach hinaus, brach ein bißchen, betuubte ein
bißchen, aber - sind sie lebend und keine Invaliden.
Und da haben diese Hurensuhne - die Gespenster - begonnen, uns aus RPG
zu beschießen, aber weder wir dem Gegner nicht zu sehen waren, noch er
uns. Man muß unterzeichnen, daß wir das lustige Bild
darstellten. Umgehullte mit dem schweren, schwarzen Grundrauch, aus dem, wie
die Geiser, stiegen lustig in den Himmel die vielfarbigen Flugrauche, blau,
rot, gelb hinauf. Sie verflochten sich untereinander, vermischend, dann
wieder auseinanderlaufend, des Gegners ablenkend.
Auf der zweiten BMP hat die Kanone zu sprechen angefangen, auf gut
Gluck zur Seite schießend, woher die Salven aus den Granatwerfern
erschallt wurden. Und hier wurde die Explosion in jener Seite erschallt,
woher nach uns das Feuer gefuhrt wurde. Ob wir getroffen haben, ob einfach
der Panzerbuchsenschutze im Eifer den Fehler gemacht hat. Die "Fliege"
ist Rohr wie Rohr, nur fur die vullige Idioten gibt es die Aufschrift mit
dem Zeiger "die Richtung des Schießens". Wer weiß es, was
dort geschehen hat, aber heute war der Gott auf unserer Seite. Gehurt,
daß das Schießen seitens der Gespenster still geworden ist,
schrieen die Kumpfer froh, hauptsuchlich waren es unflutiges Fluchen und
Interjektionen, die, wahrscheinlich, allen Kriegern in der Welt klar sind.
-Maul halten! - schnauzte ich an. - Anspannen die Raupenkette, die
zweite Maschine - auf die Wache.
Ich bin aufgestanden und begann vorsichtig die einschlafende Beine und
den Rucken zu verreiben, mich auf keine Sekunde entspannend und durch
zerstreuenden Rauch in das Gebuude aufmerksam betrachtend, woher das
Schießen gefuhrt wurde.
Nach dem Winkel des Feuers zu urteilen, war es der dritte Stock. Im
Wirrwarr des Kampfs und wegen der Rauche habe ich sogar vernunftig nicht
erkannt, woher nach uns feuerten. Und da habe ich jetzt durch den Rauch
gesehen, daß auf dem dritten Stock das riesige Loch klafft, von der
Explosion gewendetes, und davon der schwarze Rauch steigt.
Semjon, der den ganzen Kampf neben mir war, auf die uffnung in der Wand
aufzeigend, hat froh gesagt:
- Sind gebacken, Hurensuhne! Wiatscheslav Nikolaevich, prufen wir?
In seinen Augen leuchtete ein solches Flehen, als ob dort seine Braut
wartete. Mir selbst juckte in den Fingern.
- Jetzt, warte, - habe ich gesagt und, mich zu den Mechaniker wendend,
die neben dem Panzerwagen abmuhten, - lange noch werden sie mit dieser
Raupenkette geschlechtsverkehren?
- Jetzt, Genosse Kapitun, noch etwa funf Minuten, - hat einen der
Kumpfer geruchelt, die Raupenkette auf das fuhrende Zahnrad anzuspannen
helfend.
- Semjon, Klebestoff, Masur, Amerikaner, Pikasso - mit mir. Die ubrigen
reparieren das Fahrwerk und decken uns. Wenn wir in eine halbe Stunde nicht
zuruckkehren, gehen sie auf zwei Quartale nach Norden weg. Dort warten sie
noch eine halbe Stunde, dann gehen sie in den Brigadestab. In meiner
Abwesenheit ist der Vorgesetzte Sergeant Sergeev. Rufzeichen sind dieselbe.
Ist alles.
Und schon jenen Kumpfern, die mit mir gehen:
- Feindliche Kinder, gehen wir. Pikasso voran, schließend -
Klebestoff, Semjon - die rechte Seite, Masur - die linke Seite. Die Granaten
vorzubereiten.
- Und ich? - hat einen Laut von sich der magere, aber der uber den
uußerlichen Charme verfugende Kumpfer gegeben, der die erste
sportliche Leistungsklasse nach dem Bergsteigen hatte und vom Amerikaner
dafur benannt war, daß er in die Armee in den unter die amerikanische
Fahne ausgemalten Shorts einberufen wurde.
- Und du wirst nebenan gehen und mit der Fresse nicht knallen, - habe
ich gutmutig geantwortet. - Gehen wir, reinigen wir die Gespenster.
Alle verstanden ausgezeichnet, was bedeutet "reinigen", es
bedeutete nicht gefangenzunehmen. "Der gute Indianer - der tote
Indianer", - das Motto der Konquistadoren paßte bestmuglich zu unserem
Fall. Was konnte uns das lebende Gespens geben, besonders irgendeiner
Infanterist? Doch nichts, weder der Karten, noch der Luger, noch der
Verbindungssysteme, nichts. Und wenn er, Hurensohn, verwundet ist, dann muhe
noch mit ihm ab, stelle den Schutzenposten aus. Und er kann irgendwelche
Gemeinheit zu machen, die Diversion, zum Beispiel. Ihn zu tauschen wird auch
nicht gelingen. Geben wir ihm den Rest, und ihm selbst besser ist - obwohl
zu foltern werden wir nicht.
Mit allen Vorsichten sind wir auf den dritten Stock gestiegen. In zwei
benachbarten Wohnungen waren die Feuerstellungen ausgestattet. In einer
Wohnung lag Panzerbuchsenschutze, in anderer - zwei Schutzen mit den
Kalaschnikov- Maschinengewehren. Aber auffallendeste war, daß es die
Buben von 13-15 Jahre alt waren. Einer der Schutzen war noch lebend und
stuhnte leise, befindend ohne Bewußtsein. Nach den reichlich blutenden
Stummel auf der Stelle des abgerissenen Beines zu urteilen, wird er am Leben
nicht bleiben. Das Geschoß aus der Kanone ist ins Zimmer zu
Panzerbuchsenschutze getroffen und, offenbar, hat sein Lager zertrummert.
Ich habe um mich noch einmal geblickt, die gute Stimmung hat sich im Moment
verfluchtigt. Naturlich, sind es die Gespenster, und sie schoßen auf
uns, und sie lechzeten nach unserem Tod, aber... Aber sie sind die Buben.
Die Sache steht mies. Ich habe zur Seite ausgespuckt und den stehenden
nebenan Kumpfern befohlen: "Machen ihm den Garaus und dann kummen sie
den ganzen Hauseingang durch, vielleicht, konnte irgendwer wegkriechen".
Obwohl zweifelte ich mich daran selbst.
Es wurden die Feuerstuße aus drei Mpi erschallt - Semjon,
Klebestoff und Pikasso haben nach dem kurzen Feuerstß in den wunden
Kurper hinausgelassen. Der Bube hat sich ganz gebeugt, die Kugeln haben den
Brustkasten zerrissen, jemand hat in den Kopf getroffen - der zerplatzte,
den Fußboden bespritzt... Ich sah diesen Mord ruhig. Dann habe mich
von der Leiche angewendet, nein, habe ich die Verstorbenen doch nicht gern,
und vielleicht, ist es eine naturliche Reaktion des normalen, gesunden
Organismus? Wer weiß. Habe die Scharfschutzenschachtel
"Marlboro" herausgezogen, und die Kumpfer bewirtet.
- Ich habe mit der russischen Sprache gesagt: " Durchkummen den
Hauseingang". Wem ist nicht klar? - habe ich gesagt, die Zigarette auf Lunge
rauchend. Die Kumpfer, etwas unter die Nase gebrummt, sind gegangen, den
Befehl zu erfullen. Inzwischen habe ich angefangen, die Verlangen des
Erbrechens zuruckhaltend, mich vom Zigarettenrauch beruuchernd, die Taschen
der Ermordeten zu betasten.
Oho! Anscheinend die Wehrpusse, ja auch nicht einer. So, sehen wir:
Semenov Alexej Pavlovich, Geburtsjahr 1975. Semenov, Semenov, Semenov. Etwas
hat sich in meinem Geduchtnis bewegt. Ob das jener Semenov aus dem
Pionierbataillon ist, der nach dem Sturm des Flughafens "Nurdlich"
vermißt war? Man hat ihn geschickt, Bickford-Zundschnur fur das
Entminen zu bringen, und der Bube verlorengegangen ist. Und ob das er in uns
eben schoß? Ich habe die Gesichter der Gespenster aufmerksam beschaut,
mit der schlechten Fotografie auf dem Wehrpaß vergleichend, habe in
die Wanddurchbrechung hineingeschaut, habe auf Handgranatenwerfer einen
Blick geworfen. Nein, Gott sei Dank, nein. Habe angefangen, weiter den
Paß zu bluttern. Scheiße! Unsere Einheit, unser Semenov. Der Tot
hat sie, die Gesindel, gerettet, sonst wure Ihnen das schonungslose Ableben
bestimmt. Ich spruche sie selbst, fur die Zeit der Kriege am Territorium der
ehemaligen Union wurde ich gelehrt, die Zungen zu lusen, so doch, daß
lange lebten und keinen Verstand verloren.
Im Nu ist das Bedauern uber die Buben, uber ihre zugrunde gerichtete
Seelen vergangen, und nur die Bosheit, die solche Bosheit, daß die
Zuhne zusammengekrampft sind. Wenn es notwendig ist, so werde ich fur meinen
Kumpfer, fur Russen, viele von meiner Hand vernichten und auch werde mein
Leben nicht geschont, um nur ihn, Lummel, nach Hause lebend und unversehrt
zuruckzugeben.
Hier wurden von der Treppe die Schreie meiner Kumpfer erschallt.
- Genosse Kapitun, Genosse Kapitun, jemanden unseren hat man dort, auf
dem Dach gefunden! - sich verschluckend, schrie der Amerikaner.
Ich bin als Pfeil nach der Treppe hereingelaufen, und es war keine
Atemnot. Auf dem Dach, angenagelt, wie Jesus, am Kreuz lag unser Kumpfer. In
sein Mund war sein abgeschnittene Penis eingestellt. Und sogar ungeachtet
des gebrochenen Gesichtes, das mit der Schmutzkruste abgedeckt war, habe ich
ihn nach der Fotografie erkannt: er, er - Semenov. Und obwohl sah ich ihn
insgesamt vielleicht zehnmal, und sogar umging mit ihm nicht, rollte der
Klumpen zur Kehle an, traten die Trunen in die Augen, biß in der Nase.
Ich habe bemitleidet, daß ihn fruher nicht kannte: meiner Meinung
nach, war er im allgemeinen zu unserer Brigade geradeaus kurz vor der
Abfahrt in Tschetschenien aus Abakan zugeordnet.
- Sie haben ihn zum Kreuz angenagelt und auf dem Dach gestellt,
vielleicht, wurde ihn von der Explosion umgeworfen, deshalb haben wir ihn
nicht bemerkt, - fing Pikasso an, zu erkluren, aus irgendeinem Grunde war
ihm peinlich, daß sie nicht sofort den Kerl entdeckt haben.
- Das ist unser Soldat, - mit Muhe den Klumpen in der Kehle
durchbrechend, den Schrei und unflutiges Fluchen zuruckhaltend, muglichst
ruhiger habe ich gesagt, - Semenov aus den Pionieren, ist im
"Nurdlich" auf dem Entminen weggekommen. Habe seinen Wehrpaß auf
einem der Schutzen gefunden.
Die Kumpfer wurden wie vom Strom geschlagen, sie haben begonnen, um
Semenov her zu hasten, vom Kreuz vorsichtig abzunehmen, dabei bemuhten sie
sich, ihn nicht zu schaden, behandelten ihn gleichsam er lebend war,
flusterten miteinander, damit ihn nicht wecken, aber die Trunen tropften und
tropften, sturend zu arbeiten. Ich habe mich angewendet, eine Schachtel
Zigaretten herausgezogen, gierig auf Lungen geraucht, weiter nach innen den
Knuuel hineinzutreibend. Von der Seite habe ich angesehen, wie geht es. Als
Semenov vom Kreuz abgenommen wurde und aus der nebenan umherliegenden Lappen
und Bretter so etwas wie die Tragbahre errichtet war, darauf den Murtyrer
gelegt, habe ich gesagt:
- Klebestoff, setze sich in Verbindung mit "Schachteln", lassen
sie nuher heranfahren, sag, daß wir "die Ladung 200" tragen...
Unsere "Ladung 200".
Ich bin voran gegangen, den Weg prufend. Die Kumpfer trugen Semenov
vorsichtig auf den Tragen, mit ihm wie mit den Verletzten umgehend.
Schloß die Prozession Klebestoff, mit der Funkstation und den Resten
jener Waffen beladen, die wir bei den Gespenster entdeckt haben.
Aus dem Hauseingang hinausgetreten, haben wir den Kurper in die
Abteilung fur die Landetruppen geladen und sind gefahren. Selbst fuhlte ich,
daß jetzt Leid jenem Geist wird, wer die Nase auf unserem Weg
hinauszustrecken versucht. Fur die Bestutigung meiner Gedanken habe ich mich
umgesehen, und habe bei den Kumpfern solche schrecklichen leeren Augen
gesehen, wie auch bei mir, nur innen flammt das Feuer der Rache und nichts
mehr - kein Gedanke, nur die Leere. Das Blut, Blut, Blut will ich, um meine
Wut auszulassen, damit unter dem Kolben der Schudel zerplatzte, unter dem
Schuh die Rippen knirschten. Mit den Knucheln die Arterien zu lochen und zu
zerreißen, in die Augen vor dem Tod hineinzuschauen und ihn, sie, sie
zu fragen: "Warum schoß du, das Aas, auf die Russen?"
Also, halten sie sich, Hurensuhne, es wird Ihnen keine Gnade,
niemandem, weder den Alten, noch den Kindern, den Frauen - niemandem.
Ermolov und Stalin waren recht - die gegebene Vulkerschaft unterliegt keiner
Umerziehung, nur der Vernichtung.
BMP zogen vorwurts, als ob unsere Stimmung fuhlend, die Motoren
arbeiteten gleichmußig, sturungsfrei, periodisch uns mit fetten
Abblasen des nicht verbrennten Dieseluls begießend, zu unserem
schwarzen Aussehen einen gewissen putzsuchtigen Glanz dazugebend. Aber die
Augen flammten nicht aufzuhurend mit dem wahnsinnigen Feuer, die Rache
fordernd, und war in diesen Moment in der Seele kein Platz fur die Feigheit,
es war kein Wunsch, fortzulaufen. Wahrscheinlich, gerade in diesem Zustand
legt sich der Mensch auf die Schießscharte, damit von seinem Leben
andere zu retten. Der Wunsch der Rache verwandelt sich in die Sorge fur den
sich neben dir befindenden Mitbruder, entsteht das Gefuhl der
Selbstaufopferung fur die anderen.
Mit einem Auge auf die umgebende Situation anzuschielend, fuhlte ich
mit der Haut die Bewegung in den Ruinen der Huuser. MPi auf die
Ellenbogenbeuge gelegt, in der Tasche gestubert, habe ich die ubrigen bei
dem toten Gespenst mitgenommene Wehrpusse herausgeholt, und fing an zu
lesen. Petrow Andrey Aleksandrovitsch, so - die Maikoper Brigade. Elisarjew
Jewgeniy Anatoljewitsch- die Innentruppen (bei den Innentruppen und der
Grenzsoldaten sind die Truppennummern vierstellige, in der Armee -
funfstellige). Insgesamt acht Pusse. Insgesamt acht Leben. Wo sind sie,
Kerle? Wahrscheinlich, erfuhrt daruber niemand nie, und wird die Mutter bis
zum Ende ihres Lebens weinen, es gibt kein Grab des Sohnes, nirgendwohin
kann man kommen. Furchtbar ist das alles.
Die Wehrpusse bis zum Ende durchgesehen, habe ich mich uberzeugt,
daß es mehr keine Kumpfer aus unserer Brigade und keine meine
Landsmunner gibt. Die Pusse aufzubewahrt, habe ich meine Kumpfer besehen und
den Kopf geschuttelt, dadurch sagend, daß es von Unseren mehr
niemanden gibt. Sie haben seine konzentrierten Gesichter wieder abgewandt
und begonnen, vorbeifliegende Gegend der vor kurzem vergangenen Kumpfe
aufmerksam anzuschauen.
Die zersturten Gebuude, Huuser, mit Stumpf und Stiel ausgerottete
Buume. Stellenweise war die verbrannte, geworfene Technik sichtbar. In der
Regel, waren es die verbrannten Panzer, mit abgerissenen, auf viel Meter
zuruckgeworfenen Turmen, den zerrissenen Raupenketten. BMP oder SPW, bei
denen Panzer dunner ist und sie selbst leichter sind, wurden in Stucke
gerissen, - vieles hungte davon ab, wohin der Panzerbuchsenschutze geraten
wird, und auch welcher Kampfsatz sich innen befindet. Einige Mechaniker
hatten Gluck, andere - Pech.
Mit dem Schmerz sah ich auf die gefullte Buume, ich liebe die Natur.
Der Mensch hat eine Wahl. Er kann sich weigern, hierher zu fahren, sich ins
Gefungnis fur die Fahnenflucht zu setzen, den "weißen"
Wehrpaß zu kaufen, sich mit der Verstummelung zu beschuftigen, wer
weiß, worauf der schlaue Verstand des russischen Burgers fuhig ist.
Und die Buume oder die Tiere ist andere Sache. Sie sind an nichts schuldig.
Sie wurden vom Mensch nach seiner Laune oder dem Bedurfnis gepflanzt, und
andere Menschen sind angekommen und haben sie verstummelt, zerbrochen, und
sie kunnen nichts machen. Weder Buume noch Tiere kunnen nicht entlaufen,
sich irgendwie verteidigen. So haben viele den Tod zusammen mit ihren
Besitzern auf der Schwelle des eigenen Hauses angenommen. Wer hat geblieben
- wird sputer aufgegessen, weil nach einiger Zeit der Hunger begonnen wird.
Schon mehrfach mußte man die Leute sehen, die sich mit der Temulenz
als die Schatten unter den Ruinen der Gebuude herumtreiben. Hauptsuchlich
sind das alte Leute und Durchschnittsaltersfrauen. Alle, wer imstande war,
Waffen zu halten und mehr oder weniger vernunftig zu uberlegen, sind in
Partisanen weggegangen, an uns zu ruchen. Also gut, wir werden auch an Ihnen
ruchen. Da ergibt sich der Teufelskreis. Jeder von uns kumpft, seiner
Meinung nach, fur die rechte, heilige Sache. Jeder betet zu seinen Guttern,
sie zu Hilfe rufend, und die Vergeltung fur den Tod seiner Genossen
fordernd, den Gegner verfluchend. Der Gott verteilt Verluste und Trophuen in
gleiche Teile. Also gut, werden wir den Krieg fuhren. Freilich, ist es
schwer, mit dem ganzen Volk zu kumpfen, ist viel leichter und einfacher mit
der regelmußigen Armee eines Staates. So lehrte man uns zu kumpfen. Im
reinen Feld hast Du den Gegner ausgeschlagen, dann die Stadt ergriffen, die
Trophuen gesammelt, und wieder ins reine Feld. Und hier ist es wie in
Afghanistan - kumpfe Teufel weiß wieviel mit ganzem Volk, aber das ist
kein Krieg, gesetzmußig - so, kleine Polizeioperation in der
Wiederherstellung der konstitutionellen Ordnung, und was heißt diese
Ordnung, wußte und erfuhrt niemand. Gut, wuhrend wir mit den
Gespenstern einander in den Kohl zerbruckeln werden, bringt jemand in der
Hauptstadt sein Schufchen ins Trockne. Daran wirklich habe ich mich satt
gesehen. Fur wen der Krieg, und fur wen die eigene Mutter. Ob einen
Huhrensohn fur jenes Blut ziehen, daß schon auf den ehemaligen
Unionweiten vergossen wurde. Ich nehme Ostseeleute in die Rechnung nicht -
sie haben Weichensteller und Milizionure aus OMON (Milizaufgebot der
besonderen Verwendung), was hat das fur einen Sinn. Sie haben außer
Rache fur ihre Genossen nichts gehabt, aber denjenen, wer leitete und
Anordnungen auf die gegebenen Aktien gab, wure es gut, im Nabel mit
Bajonett-Messer zu stochern, in ausgedehnte vom Schmerz und Angst Augen zu
sehen und von ihrem Schrei taub zu werden, mit den weit geuffneten
Nasenluchern den Geruch ihres Blutes einzuatmen. Dies da ist es wirklich
lustig, und hier...
Und hier lebten die Leute vier Jahre nach den Gefungnisgesetzen, wir
selbst haben ihnen Geld zu essen gegeben, mit den Waffen versorgt, erzogen,
in den GRU-Lager (Hauptaufklurungsamt) abgerichtet. Wir wollten, damit sie
statt uns in Ossetia, Abchasiens kumpften, - angeblich sind wir hier nichts
zu tun. Dann, als sie nicht nutig wurden, mußte man sie tuten, so nein
- hoffte man den Tschetschenen zu zuhmen, Meerrettich Ihnen ohne Butter, er
hat gegen sie, Moskauer Kerls, umgedreht. Nur warum da leidet ganzes Land
wegen Ihrer Beziehungsklurungen, und wir sind aus Sibirien angerannt
gekommen, damit bei ihnen, Hurensuhne, Ordnung zu machen. Uns ist bis zu
China nuher, als bis zu Tschetschenien, und noch wurden Kerle aus
Sabaikalskiy-MB (Militurbezirk), Dalnevostochniy-MB, TOF (Pazifik-
Seestreitkrufte) herangeschleppt, so es ihnen bis zu Japan und Staaten nuher
wird. Nur kann ich nicht verstehen, warum die Gespenster ruhig die
Erdulraffinerie gelassen haben, und uns auch ist es strengstens verboten,
dort irgendwelche schwere Ausrustung zu verwenden. Da hat die Luftfahrt die
Wohnquartale lustig bombardiert, aber den Bezirk Staropromyslovsky von
Grosny - nicht.
Also, ist das irgendeines Eigentum, von jemandem, wer dem
Verteidigungsminister uber den Mund fahren und sagen kann, damit er nicht
wagte, das zu verstummeln, - die ganze Stadt kannst Du mit der Erde
gleichstellen, aber Erdulraffinerie kannst Du nicht. Naturlich, wenn der
russische Soldat in Eifer geriet, ist kompliziert, ihn im Rahmen
festzuhalten, und nicht jeder Gespenst weiß, daß es darf nicht,
sich dorthin einmischen. Er meint doch naiv, daß fur seine dreckige
Unabhungigkeit kumpft und verduchtigt nicht, der Idiot, daß wir mit
ihm die Teilnehmer irgendwelchen Beziehungsklurungen sind, eigentlich
gewuhnlichen, freilich sehr strengen, Banditenbeziehungsklurungen,. Ein
Anfuhrerchen hat entschieden, den Anfuhrer zu betrugen und sein Geschuft zu
grunden, da hat der Anfuhrer seine Kerls - die russische Armee - geschickt,
Ordnung zu machen. Und Anfuhrerchen, sei kein Dummkopf, hat uber die
Unabhungigkeit gekreischt, und seine "Bullen" auch gestiegen sind. Da
fingen sie an, zu ordnen, hier erinnert sich schon niemand vernunftig,
weswegen eingebrockt wurde. Kerls ruchen fureinander, und die Anfuhrer
inzwischen machen Geld. Sie nehmen die Renten und die Unterstutzungen weg,
sich mit dem Krieg zuzudeckend, und Anfuhrerchen speist die islamische Welt
mit der billigen religiusen Idee ein. Oh Gott, begnadig und hilf!
Hier hat BMP das heftige Wenden gemacht, und mich wurde vom Panzer
beinahe hinabgeworfen. Richtig, der Idiot, deine Sache ist zu sitzen, und
mit der Fresse nicht zu knallen, sonst wirst Du getutet, oder den Hals
durchgebrochen, von der Maschine heruntergesturzt. Die Kommandeure werden
fur Dich alles durchgedacht und den fertigen Beschluss ausgestellt. Deine
Sache ist am Leben bleiben und die Aufgabe zu erfullen. Alles ubrige ist
Scheiße. Da hat Andrey Petrow, der ehemalige Kommandeur der
Granatwerferbatterie, bei der Abfahrt gefordert, irgendwelche Prinzipien
habend, damit man ihm zwei Wochen fur die Vorbereitung seiner Einheit gab,
es davon motivierend, daß die Kumpfer nur im November einberufen waren
und den MPi in den Hunden nur einmal hielten - auf dem Eid. Hat man ihn
entlassen, damit anderen nuchstes Mal die Lust vergeht, hat man mit der
Schande, wie den Feigling, den Fahnenfluchtigen entlassen. Hat man den
rotzigen Leutnant gestellt - den Zweijuhrigen, den Absolventen des
Institutes. Wo ist dieser Leutnant mit seiner Granatwerferbatterie? Fast
alle Leute haben bei dem Sturm des Flughafens seine Leben hingegeben und er
selbst ist auch umgekommen. Da so. Wird man in die Armee die Idioten
einberufen, mit einigen quulst Du Dich zwei Jahre, mit anderen -
funfundzwanzig Jahre.
Und wie sehr auch uberzeugten wir unsere Mehrstern-Kommandeure,
daß wir zum Krieg weder materiell, noch technisch fertig sind. Die
Leute sind physisch nicht fertig. Als im Dezember das Kommando eingegangen
war, auf die Staffeln zu laden und auszufahren, standen gerade die
unheimliche Fruste. Das Dieselul, wie gewuhnlich in der Armee ist, war in
BMP sommerliches eingegossen und nach seinem Zustand mehr den Kissel
erinnerte. Da haben sich die Schlaukupfe aus dem Bezirk eben ausgedacht, in
diesen "Kissel" das Petroleum zu ergunzen, damit jenes das Diselul
verdunnt hat. Hat man verdunnt... Eine BMP ist geradeaus im Park mit dem
vollen Kampfsatz in die Luft geflogen, niemand ist einfach durch Wunder
verungluckt, und die zweite bei der Beladung auf den Bahnsteig, und wieder
war der Gott auf unserer Seite. Wie gewuhnlich in der Armee, hat man auf
diese Explosionen den Haufen des Eigentumes und der Ausrustung abgebucht,
ganz genau wie bei Suvorov in seinem "Befreier". Nach den Dokumenten
ergab sich, daß sich in diesen Maschinen nicht weniger als funfzig
Schafpelze, funfundzwanzig Gerute des nuchtlichen Sehens, nicht weniger als
hundert Filzstiefel und der Tarnanstrichanzuge befanden. Als man die
Abbuchungsakte fur die Behauptung dem Vertreter des Korpsstabes gebracht
hat, hat jener gelesen und befohlen: "den Schafpelz und den
Tarnanstrichanzug zu mir". Stelvertreter nach dem Hinterland des
Brigadekommandeures hat in der Akte die "zersturten" Schafpelze und
Tarnanstrichanzuge genau auf Eins erhuht und zusammen mit gefordertem von
neuem fur den Unterschrift gebracht. Der General hat unterschrieben, ohne
mit der Wimper zu zucken.
Jetzt ist dieser General hier zusammen mit uns. Gott sei Dank, sturt
nicht, die Brigade zu leiten, nur unterschreibt die Akten auf die Abbuchung
nach der Position "Kampfverluste".
Sputer wurden sich meine Gedanken darauf umgestellt, wie uberzeugender
zu lugen, warum der Scharfschutze bis zum Brigadestab nicht erlebt hat. Ich
verstand, naturlich, daß niemand mir ins Gesicht mit dem gerechten
Zorn atmen wird, aber nur mit dem Bedauern, daß persunlich nicht
gelang, seine Durme auf eigenen Ellbogen aufzuwickeln. Besonders werden
sich, naturlich, Sonderabteilung-Arbeiter und Aufklurer das zu Herzen
nehmen. Sowohl einen, als auch anderen gib nur in die Hunde den Gegner, sie
zwingen ihn, zu sprechen. Wir kunnen es auch, nur mit dem Unterschied,
daß sie dabei den Intelligenzhauch bewahren, und bei uns ist alles
einfacher, obwohl wir auch schneller als manche die Zungen lusen kunnen. Die
Meisterschaft vertrinkt man nicht.
In den Ruinen hat sich etwas bewegt und in den Strahlen schon
untergehender Sonne aufgeblitzt. Das Gehirn hat sogar noch nicht gekonnt,
darauf vernunftig zu reagieren, wie die Hunde den MPi angelegt haben und
sich der Zeigefinger in den Abzug festgeklammert, die Lose wuhlend. Und nur
danach hat das Bewußtsein gearbeitet - ich habe die Flakschutzen aus
unserer Brigade gesehen, die die Position auf den Resten des irgendwelchen
Hauses ausstatteten. Sie haben uns auch mit den MPi-Luufe begegnet, aber
alle fanden Verstand und Selbstbeherrschung, um das Feuer nicht zu eruffnen.
Um so mehr, als ihre "Schilka" - die selbstfahrende Flakanlage mit
vier gekoppelten Rohren - wendete schon zu unserer Seite. Man brauchte nur
aus solchem Ungeheuer auf uns feuern - wurden nur die Spune geflogen. Gut
ist, daß wir einander erkannt haben. Wir haben etwas froh als die
Begrußung einander geschrieen. Also, bis zum Kommandopunkt der Brigade
ist schon ganz nahe. Aha, da ist der Springbrunnen aus dem Feuer, der aus
des durchgeschlagenen Gasleitungsnetzes quellt. Noch etwa zweihundert Meter
- und sind wir "zu Hause". Man kann schon sich entspannen.
- Funker, - habe ich mich an Klebestoff gewendet, - teile mit,
daß wir heranfahren, sonst werden sie beginnen zu schießen.
Klebestoff hat etwas in die Ausrustung geplappert und sputer mir
genickt als Merkmal dessen, daß auf uns warten. Zu sprechen, und um so
mehr zu schreien, gegen das Geheul der Motoren und den Lurm des Kampfs
anschreiend, der uber der Stadt stand, muchten wir nicht, und doch wurde die
Anwesenheit des ermordeten Kampfgenossen gefuhlt. Jeder empfand sich aus
irgendeinem Grunde schuldig, daß jener umgekommen ist, und
andererseits verstand, daß auf der Stelle dieses Buben auch er liegen
konnte.
Die Maschinen haben die Fahrt herabgesetzt und wir, auf kleiner
Geschwindigkeit manuvrierend, haben das improvisierte Labyrinth aus den
Resten der Wandpaneele, der Bruchstucke des Ziegels durchgefahren. In jeder
Kurve sah auf uns durch MPi-Visier der Soldat mit bestaubtem und deswegen
scheinenden als steinernem Gesicht und ermudeten von der Anstrengung und des
chronischen Schlafmangels roten Augen. Uns erkannt, senkten sie die Waffen
und begrußten uns wer von den Lucheln, wer von den Gesten. Ich erriet,
daß schon wie Soldaten, als auch Offizieren eine Wette
abschließen - ob ich den gefangenen Scharfschutzen mitbringe. Ich
selbst wurde auf die Lieferung nicht stellen. Wir begrußten die Wachen
ebenso ermudet.
Es ist noch gut, daß wir noch bei Tageslicht angekommen sind,
sonst hat irgendeiner Schlaukopf im Verteidigungsministerium das neue System
der Parolen erfunden, Cholera ihm in die Seite (Idiom). Wenn fruher alles
klar und einfach war, so wirst Du Dir jetzt ohne zehn Klassen der Bildung
und des Halb-Liters nicht klarwerden. Zum Beispiel, wenn fruher die Parole
"Saratow", und die Antwort "Leningrad" war, so ist es auch dem
Igel klar. Und jetzt gibt es die Kumpfer, die vernunftig schreiben und lesen
nicht kunnen - die Kosten der Perestroika. Und das Wesentliche des neuen
Systems ist so, daß auf vierundzwanzig Stunden die numerische Parole
eingefuhrt wird, zum Beispiel, - dreizehn. Und da schreit der Posten, die
Silhouette in der Dunkelheit gesehen: "Stehe! Die Parole - sieben!"
Und Du sollst im Kopf aus dreizehn sieben augenblicklich abziehen und in die
Dunkelheit schreien: "die Antwort - sechs!" Und danach addiert der
Posten im Kopf sieben mit sechs und, dreizehn bekommend, lußt Dich
vorbei. Aber wenn irgendwer von ihnen schlecht rechnet oder seine Gedanken
sich verwirren, so hat der Kumpfer das volle Recht, das Statut des Garnison-
und Wachdienstes zu erfullend, um so mehr in der Kampflage, Dich ohne
Gericht und Untersuchung zu erschießen, und kein Staatsanwalt keinen
Finger ruhrt, damit er ins Gefungnis kam. Der Dummkopf selbst, in der Schule
mußte man die Mathematik studieren. Gut ist, wenn Du nicht stark
gequetscht oder betuubt bist, und der Kumpfer eine leichte Auffassungsgabe
hat, sonst kommen solche "Klugen" vor, die die gebrochenen oder
negativen Zuhle schreien, da wirst Du Dich hier an alle Verwandte und Nahe
dieses Kumpfers, und zugleich notgedrungen den Mittelschulelehrgang in der
Mathematik erinnern. Dafur aber hat irgendeiner moskauer Klugscheißer
die Dankbarkeit bekommen, oder, vielleicht, Medaille auf die Brust. Diese
Scheusale kunnen solches ohne Umstunde schaffen.
Mit diesen Gedanken sind wir zum halbzersturtem Kindergarten
herangefahren, in dem der Kommandopunkt unserer Brigade aufgestellt wurde.
Ich habe vom BMP abgesprungen, die gefrierene, eingeschlafene Fuße
abzureibend, und auf den nicht gebogenen Beinen bin zum Leiter des Stabes,
dem Oberstleutnant Bilitsch Alexander Aleksandrovich gegangen, oder, wie
alle ihn in der Brigade nannten, San Sanytsch. Im Gehen habe ich mich
umgedreht und meinen Kumpfern geschrieen:
- Laden Sie den Helden aus, und sorgfultiger.
Die Kumpfer haben mit den Kupfen verstundig genickt.
Bilitsch San Sanytsch war von der Gruße etwa ein Meter
funfundsiebzig. Die Haare sind nicht etwa weiß, aber vielmehr
dunkelblond. Er ist weit in den Schultern, in den blauen Augen sind die
ewigen lachenden Funkchen, oder, vielleicht, so schien es stundig der
Umgebung? San Sanytsch unterschied sich von anderen Offizieren der Brigade,
daß er im Leben, von seiner Natur der Intellektuelle war. Anfangs
schien es allen, daß es fremd und uußerlich ist, aber je lunger
mit ihm umgehst, desto mehr uberzeugst, daß es einfach von seiner
Natur ist. Am meisten schien es, daß er nicht in unsere wahnsinnige
Zeit, aber in die Zeit der Husaren, der Bulle, der Duelle geboren werden
sollte. Sogar jetzt, als alles einigermaßen in Ordnung kam, als wir
gelernt haben, in den studtischen Bedingungen zu kumpfen und begonnen haben,
den Gegner zu uberwultigen, als der Krieg sogar herdfurmig, aber den
Stellungscharakter angenommen hat, fand der Oberstleutnant Bilitsch die Zeit
fur kleine Morgengymnastik.
Morgens, wenn es gelang, ein wenig in der Nacht zu schlafen, krochen
wir aus unseren Ecken im Keller heraus und zitterten von der Kulte, weil der
Winter, wenn auch sogar im Suden, sowieso der Winter ist. Es gab, in der
Regel, keine Wasser, und die Borsten, die fur einige Tage wuchs, schon nicht
abstand, aber sich dem Gesicht entlang legte. Aber, auf Deinen unmittelbaren
Kommandeur schauend, wirst Du Dich unwillkurlich zusammengenommen und
findest die Zeit und das Wasser fur die Rasur. Obwohl sich viele Offiziere,
wer wegen des Aberglauben, wer wegen der Faulheit, rasierten nicht, die
Burte und die Schnurrburte wachsen lassend. Bei einigen sah es sogar sehr
befriedigend aus. Nur der Kommandeur des Aufklurungszuges der Leutnant
Hlopov Roman, im Leben die Haut der gebruunten Schattierung habend, wenn
auch den Bart wachsen gelassen hat, wurde ganz der Tschetschene. So wuhrend
der Kumpfe fur den Bahnhof seine Kumpfer haben ihn beschossen. Sein Gluck,
daß er im Helm und in der Panzerweste war, sonst die Verteidiger ihn
tuteten. Da ist seit dieser Zeit Hlopov - wir nannten ihn Hlop - zur
Gewohnheit geworden, sich tuglich zu rasieren, die Bedingungen und die Lage
ungeachtet.
Etwa vor anderthalb Wochen, als sie mit dem Aufklurungsleiter auf
Flughafen "Nurdlich" ins Hauptquartier des Befehlshabers von den
vereinigten Armeen durchgebrochen, und auf dem Ruckweg in einen Hinterhalt
geraten sind, haben die Panzerbuchsenschutzen ihre BMP aus nuchster Nuhe
erschossen. Hlop wurde sofort getutet, und der Aufklurungsleiter stark
gequetscht, die Kumpfer krochen mit den Kumpfen zwei Tage zu Unseren durch.
Sie haben sowohl halbzerrissenen Hlop als auch gequetschten, fast nichts
hurenden und schlecht sehenden Aufklurungsleiter Kapitun Steptschenko Sergej
Stanislavovich gebracht. Wie die Kumpfer sputer erzuhlten, warteten sie am
Tage in den Kellern in Sicherheit ab, und nachts krochen zu uns durch, auf
den Feuerstoß sowohl von Unseren, als auch von fremden unversehens
stoßen riskierend. In der Nacht schliefen sie der Reihe nach, manchmal
unter den Kopf den Leichnam von unglucklichen Hlop unterliegend.
Vielleicht, nach der Quetschung, vielleicht, nach dem Sitzen in den
Kellern mit der Leiche, aber wurde etwas nicht in Ordnung mit dem Kopf bei
Serega Steptschenko. Mit Wodka, Kognak, Spiritus ließ man ihn gegen
die Quetschung behandelt, sowohl die Sehkraft als auch das Gehur wurden
allmuhlich wiederhergestellt, aber hult er die engen, geschlossenen Ruume
nicht aus. So wie macht das nichts, sowohl kumpft er, als auch arbeitet,
aber, kommt es vor, wird er solchen bluhenden Unsinn dahergeredet. Der
Kommandeur der Brigade der Oberst Bachel Alexander Antonovitsch hat
befohlen, Steptschenko aus dem Amt zu entfernen und auf ihn achten, damit er
nichts anrichtete. Zu evakuieren war keine Muglichkeit, die Verletzten lagen
in den Erdhutten, die Hubschrauber konnten nicht anfliegen. Die Pflichten
des Aufklurungsleiters wurde zeitweilig der Kommandeur der
Aufklurungskompanie der Oberleutnant Krivoscheev Stepan zu erfullen.
Bilitsch San Sanytsch zeigte die Sorge um Steptschenko, und nicht nur um
Steptschenko, sondern um alle, wer nebenan war. Er hat veranlassen, damit
man auf die Kumpfer, die Steptschenko und den Leichnam von Hlop
herangeschleppt haben, den Vorschlag zum Titel der Helden Russlands
vorbereitet hatte. Aber alle diesen Papiere wurden vorluufig im fahrbaren
Safe des Stableiters der Brigade bewahrt.
Bilitsch erkannte prinzipiell weder physische Methoden bei den
Gespruchen mit dem Gegner, noch unflutiges Fluchen bei dem Umgang mit den
Untergeordneten an. Aber das interessanteste ist, daß wenn mit
unflutigem Fluchen auf jemanden schreist, so wird das alles viel klarer und
deutlicher erfullt. Ich weiß das aus eigener Kenntnis.
Und da stand mir bevor, diesem intelligenten Husaren zu erkluren,
daß ich den Scharfschutzen aus einem einfachen Grund nicht mitgebracht
habe - bei den Kumpfern sind die Nerven nicht ertragen, und sie haben ihn
auf dem Panzerrohr aufgehungt. Mich im Kopf die Phrasen uberzulegend, die
die feinen Seelesaiten von San Sanytsch schonten und gleichzeitig den
Bataillonskommandeur mit Iwan Il'in rechrfertigten, bin ich ins Gebuude des
Stabes gekommen.
Auf den Weg trafeb wir den Stellvertreter im Hinterland der Brigade
Klejmenov Arcadiy Nikolaevitsch, uber ihn alle sagten so - nicht umsonst hat
Suvorov ausgesprochen: "einen beliebigen Intendant in einem Jahr kann
man ohne weiteres hungen". Auf das wohlgenuhrte Gesicht und die gute Figur
"des Stellvertreters im Hinterland" zu schauend, verstehst Du,
daß der Generalissimus recht hatte, und in seine Zeiten wurde
Klejmenov auf dem Gabelbaum seit langem gebaumelt. Sein persunliches Gepuck
nahm mit jedem Tag zu, ungeachtet der Kumpfe.
- Und, Slawa, also, wie bist Du gefahren? Hast den Schutze mitgebracht?
- Leider nicht, Arcadiy Nikolaevitsch, er ist krepiert. Ist gestorben,
- habe ich die trauervolle Miene gemacht, obwohl die Augen anderes sagten,
hat Stellvertreter im Hinterland mich verstanden und das Spiel aufgegriffen.
- Wie ist er gestorben? - hat sich verwundert und, das erstaunte
Gesicht gemacht, hat Klejmenov gefragt.
- Das Herz ist schwach, - habe ich geschmunzelt, - und war noch
obendrein verwundet, so daß bis zur Abreise nicht erlebt hat. Und wie
jetzt das dem San Sanytsch taktvoller zu erkluren. Damit er sich stark nicht
zu Herzen nahm.
- Er ist jetzt zum Scharfschutzen nicht aufgelegt, und niemand glaubte,
daß Du ihn mitbringst. Um so mehr konnten sie dort mit Iluin ihm
geradeaus auf Ort und Stelle das Harakiri machen. Es ist nur schade,
daß du ihn nicht gebracht hast, hier wurde sich schon die Reihe auf
das Gespruch gerichtet, - fletschte die Zuhne Klejmenov.
- Und setzte man auf die Lieferung des Scharfschutzen? - habe ich
gefragt.
-Setzte man, aber hauptsuchlich darauf, daß Du nicht mitbringst.
- Ja, ich habe den Kumpfer Semenov mitgebracht, er ist beim Sturm
"Nurdlich" weggekommen, meine Kumpfer laden ihn jetzt aus. Und was
gibt es noch Neues?
- So war Du etwa vier Stunden abwesend. Ach, ja, - wurde die Stimme bei
Arcadiy Nikolaevitsch finster, - der Stableiter des zweiten Bataillones ist
verwundet.
Mir schien es, daß sich die Wunde bewegt haben.
Saschka Pachomenko? - habe ich gefragt.
- Er. Sie brechen sich zum Hotel "Kaukasus" durch, und dort gibt
es die Gespenster im Bezirk, wie Teufel in der Hulle, also, die Brust hat
man getroffen. Die urzte haben nicht gekonnt, einzudringen. Der
Gesundheitsinstrukteur hat ihn verbindet. Jetzt bereiten wir aus den
Aufklurer die Sturmgruppe vor. Im Schutz der Dunkelheit versuchen wir, ihn
herauszuziehen, - es war sichtbar, daß Klejmenov sehr verstimmt war,
das alles mir erzuhlend.
Der Kapitun Pachomenko Alexander Ilitsch war ein Liebling der Brigade.
Er war von riesigem Wuchs und mit der breiten Seele, der Liebhaber Possen zu
reißen. Er wußte viele Anekdoten, Geschichten, Streiche, war
nicht boshaft. Und das Wesentliche - seine Entgegenkommen und Aufrichtigkeit
wirkten bezaubernd auf Umgebung, beim Umgang mit ihm zum erstenmal entstand
buchstublich in zehn Minuten die Empfindung, daß Du ihn von der
Offiziersschulerszeit kennst. Und dabei war er kein Schmarotzer, kein
Nichtstuer. Er sturzte als erster dorthin, wo es schwer war, kam zu Hilfe
dem Nahen, und deshalb sowohl die Offiziere als auch die Soldaten in ihm
einen Narren gefressen hatten. Er konnte sowohl in Wort als auch in Tat
helfen, konnte auch mit dem dreigeschossigen unflutigen Fluchen zu
beschimpfen - schimpfte er virtuos, und konnte sich fur den
Mechaniker-Fahrer auch zu setzen und BMP zu fuhren, konnte im Motor auf dem
Frost kramen und gescheit den Unterricht durchzufuhren. Mit einem Wort,
derselbe Typ des Offizieres, den uns die Massenmedien eintrichterten.
Hassend den Feind, seine Gefuhle nicht verbergend, immer fertig, zu Hilfe
kommen, ohne Widerrede. Manchmal war er wirklich zu laut, aber dazu konnte
man schnell gewuhnen. Es ist so Saschka Pachomenko, der bat, damit ihn
"einfach Ilitsch" nannten. Es ist merkwurdig, aber auf dem Krieg
tauchen irgendwie augenblicklich im Geduchtnis seit langem vergessene
Kleinigkeiten in den Beziehungen mit den Leuten auf. Und da liegt jetzt
dieser Possenreißer im Keller des halbzersturten Hauses mit dem Loch
in der Brust. Gott, gib ihm die Krufte.
-Na gut, Arcadiy Nikolaevitsch, gehe ich auf den Bericht zu San
Sanytsch, - mit dem Kopf genickt, bin ich weiter nach dem Korridor gegangen.
- Bei ihm sitzt dort der Vertreter des vereinigten Kommandos. Bachel
ist in der Ausreise im dritten Bataillon, da ruckt dieser peinlich sauberer
Mensch zu Sanytsch den Kopf zurecht. Wieder, wahrscheinlich, wirft man uns
irgendwohin auf den Durchbruch, wo sich ubrige Elitetruppen bescheißt
haben. Bei uns ist es immer so, wie Orden und Medaillen zu bekommen, und in
Moskau das Parlament zu erschießen - das sind die Elitetruppen, und
wie im Winter am Asphalt zu nagen - das ist sibirische "Machra". Dafur
aber sputer wird man uns weggefuhrt, und diese Fruhgeburte werden unter
Blitzlichte der Fotoapparate den schunen Mudchen uber seine Heldentaten
erzuhlen, - er spuckte aus und, mit der Hand zuwinkend, ist zum Ausgang
gegangen.
Im Korridor saßen Soldaten, Offiziere, wer rauchte, wer
schlummerte, sich an von den Kugeln und den Splittern bedeckt en Wunden
angelehnt, , hin und wieder den Kopf auf den Laut der nahen Schusse und der
Explosionen hebend.
Teuer wurde uns dieser Kindergarten zugefallen. Dudajev hat in seine
Zeit erklurt, daß ihm keine Gelehrten nutig sind, aber die Krieger,
deshalb sollten Jungen in der Schule drei Klassen, und Mudchen nur eine
Klasse lernen. Und da die Frauen zu Hause sitzen, so sind auch die
Kindergurten nicht nutig, da ergriffen die an der Regierung nahen Leute die
Kindergurten fur das Schmiergeld, und wo einfach mit der Kraft. Und dieser
auch, neu ausgerustete fur die Villa, gehurte irgendwelchem Bandit. Der
Besitzer und seine Wache schlugen sich fur diesen Gurten mit der Wut.
Ein halber Tag ruucherten wir die Scheusale aus diesem Gebuude aus und
als wir endlich hineingesturmt haben, so haben wir uns uberzeugt, daß
er ganz gut lebte: alles ist in den Teppichen, und nicht fur den
Massenbedarf, aber der Handarbeit, teuere Mubel, Kristall, Porzellan,
Apparatur, die wir nur in der Werbung sahen. Auf den Fotografien haben wir
den Besitzer des Hauses und seine Hausangehurigen aufmerksam erkannt. Wie
sehr auch fehlte es uns an den Frauen, aber niemals sah ich bei ihnen die
Schunheiten, weder auf den Fotografien, noch im Leben. Alle mit den kleinen
Gesichtern, den kleinen uuglein, die Nasen sind irgendwelche Habichtsnasen,
die Munde sind klein, meiner Meinung nach, erinnern sie allzusehr an die
Ratten. uber den Geschmack lußt sich nicht streiten, aber, wie man
sagt, "es gibt keine unschune Frauen, es gibt nur wenig Wodka, aber
ich werde soviel nicht austrinken..."
Mit diesen Gedanken beschuftigt, bin ich in den im Keller liegende Raum
gegangen, dort war der Brigadestab ausgestattet. Die Soldaten-Zeltbahn
zuruckgeschlagen, die den Eingang schloß, habe ich die Tur
gestoßen, und sofort wurde mit Wurme geweht, im Ecke flammte der
heiße kleine Feldkanonenofen . Wahrscheinlich, sind sie nur in der
Armee erhalten geblieben, und vorluufig die russische Armee lebend sein
wird, solange wird dieser Ofen ihre Soldaten auf den Kriegsubungen und auf
den Kriegen erwurmen.
- Genosse Oberstleutnant, Kapitun Mironov ist von der Erfullung der
Aufgabe angekommen, - habe ich berichtet, auf hebenden den Kopf von der
Karte Bilitsch schauend. Neben ihm uber der Karte haben der Oberoffizier des
Stabes - mein Partner, oder, wie wir einander nannten,
"Sachenpartner", Major Ryzhov Jurij Nikolaevitsch, und irgendeiner
unbekannte Major geneigt.
- Seit langem erwartete ich Dich sehnsuchtig, Wiatscheslav
Nikolaevitsch. Wie hat man den Scharfschutzen abgeholt? - hat der Stableiter
gefragt , mir in die Augen forschend schauend. - Sonst stritt Dein Freund, -
hat er auf Ryzhov genickt, - auf den Kasten des Kognaks, daß Du ihn
nicht mitbringst.
- Wenn ich wußte, Alexander Aleksandrovitsch, daß es um den
Kognak geht, so bruchte seinen Kopf immerhin mit. Aber er ist gestorben, der
Hund, von den Wunden und, wahrscheinlich, von der herzlichen
Mangelhaftigkeit. Er war, der Hund, nach seinen Wurtern, unser Landsmann,
aus Sibirien. Auf dem Kolben des Gewehres gibt es zweiunddreißig
Einkerbungen, das Visier ist sehr gutes - japanisches.
- Wo ist das Gewehr? - hat sich Ryzhov interessiert.
- Habe dem Bataillonskommandeur mit Iluin gelassen, als werden sie das
ihren Untergeordneten aufzeigen, so werden jene wutend. Und ihnen selbst ist
das befriedigende Einspeisung.
- Also gut, luge nicht, "Einspeisung". Jetzt brauchen wir nur
eine Einspeisung - Luftstreitkrufte von der Luft, die ungefuhre Anordnung
des Gegners und woher sie, Hurensuhne, die Unterstutzung bekommen. Doch
waren sie zum Krieg nicht fertig und Lager folglich haben sie nicht
bereitgestellt. Weder Waffen, noch Munitionen, noch Lebensmittel.
Das ist noch nicht alles, - habe ich Bilitsch unterbrochen, - bei der
Ruckkehr waren wir beschossen, haben den Gegenkampf angenommen, im
Gegenstoß angegriffen, den Gegner zersturt und auf der Leiche des
Gespenstes entdeckt - da... - habe ich den Wehrpaß des ermordeten
Soldaten Semenov gereicht. - Unser Kumpfer. Semenov ist sein Nachname.
In der Kehle begann wieder das Globusgefuhl, sturend zu sprechen und zu
atmen. Ich habe die Zigaretten herausgezogen, und obwohl Bilitsch nicht
rauchte, entgegnete er aber nicht, mein Zustand verstanden. Nachdem ich
mehrmals auf Lungen geraucht habe und habe gefuhlt, daß dieses
Globusgefuhl zurucktritt, habe ich fortgesetzt:
- Diese Luder folterten ihn wahrscheinlich lange, dann haben sie ihm
noch lebendem das Penis abgeschnitten. Haben, wie Jesus, zum Kreuz
angenagelt. Das Penis haben sie in den Mund hineingesteckt. Wir haben ihn
mitgebracht, die Kumpfer, wahrscheinlich, haben ihn schon ausgeladen. Ja, da
noch, - habe ich die ubrigen Wehrpusse gereicht, - diese habe ich auch auf
dem Gespenst genommen. Unsere gibt es mehr nicht.
San Sanytsch hat mich aufmerksam angehurt, geradeaus in die Augen
schauend, dann, die gereichten Wehrpusse genommen, hat fließend sie
durchgesehen, nur auf die Nummern der Truppenteile beachtend, hat
geschlossen, vom Stoß zusammengelegt und dem unbekannten Offizier
gereicht.
- ubrigens, lerne kennen, - hat er sich zum Major gewendet, - Major
Karpov Wiatscheslav Viktorovitsch, der Vertreter des vereinigten Kommandos,
der Offizier des Generalstabes. Und es, - auf mich gezeigt, - Kapitun
Mironov, der Oberoffizier des Stabes, der Abenteuerer, immer zieht man ihn
in den Kampf, er kann sich nicht entwuhnen, daß er schon nicht der
Kompaniekommandeur, aber Stabsoffizier ist, - irgendwie vuterlich hat mich
San Sanytsch gerugt.
Vom Erstaunen wurde ich ein wenig stutzig, da erwartete ich auf keine
Weise, daß so warm mein Leiter uber mich sagen wird. Ich habe die Hand
gereicht, Major als Antwort hat die Handfluche auch gereicht:
- Wiatscheslav, - wurde er vorgestellt.
Also, der Namensbruder. Werden wir schauen, was fur ein Vogel und zu
welchem Zweck du hierher angekommen bist. Wie es scheint, ist er sehr
großes Tier, wenn man zu uns geschickt hat. Kann sein, daß man
uns vor der tudlichen Aufgabe gutig stimmen will, oder anschauen, was fur
Atmosphure im Kollektiv ist, um sputer den Kommandeur zu entlassen. Diese
Moskauer fetten Kater lieben solche Tricks.
Aufmerksamer habe ich ihn betrachtet, die Fresse ist bekannt, aber wo
ich ihn sah, konnte sich vorluufig nicht erinnern. Gut, sputer werden wir
uns klarwerden. Aber daß er der Moskauer ist, um so mehr aus dem
Generalstab, hat sofort bei mir, wie bei einem beliebigen Truppenoffizier,
Frontkumpfer, die Antipathie erregt. Alle Nute sind von den Moskauern, und
sie alle sind Scheißkerle, Habgierige und Knauser. Dieses Axiom
wußte ein beliebiger Soldat, zu schauend, wie sie auf die Prufungen
ankamen, und beschuftigten sich mit nichts, außer der Trunksucht. Und
sputer nahmen die großen ausgiebigen Geschenke mit. Fruhgeburte, mit
einem Wort, sind diese Moskauer. Wir befinden uns hier teilweise
seinetwegen. Moskau plante sowohl ersten, als auch diesen Sturm Grosnys. Der
25. November und der erste Januar werden von den schwarzen Tagen in Annalen
der russischen Armee eingehen.
Das alles hat augenblicklich im Kopf vorubergezogen, solange ich die
Hand des Moskauers schuttelte und von sich die uhnlichkeit des Luchelns
auspreßte. Ich denke, daß sich meine Gedanken auf meiner
geruucherten Fresse sehr gut widergespiegelt wurden. Aber ich konnte
unmittelbar jetzt nicht, in Anwesenheit von San Sanytsch, den ich stark
respektiere, diesen Geck zum Teufel schicken.
- Wiatscheslav, - als Antwort wurde ich dem Moskauer Geck vorgestellt.
- Major Karpov, bringen Sie diese Wehrpusse in den Hauptquartierstab,
sollen sie sich dort klarwerden, wessen Soldaten sind das, und die
Verwandten in Kenntnis setzen werden, - hat San Sanytsch ihm die Dokumente
gereicht.
Der Moskauer hat einverstanden mit dem Kopf genickt und, die Wehrpusse
genommen, sie nicht betrachtend, nicht nachzuhlend, hat sogar nicht in die
innere Tasche, wie es der normale Offizier immerhin aus der Achtung zu
Abgestorbenen gemacht hutte, aber in die uußerliche Tasche der
Matrosenjacke gesteckt, die auf der Lehne des Stuhles hing.
Mich hat es tuchtig am wunden Punkt getroffen, mit dem schlecht
verborgenen urger in der Stimme habe ich bei diesem Huhrensohn gefragt:
- Sehr geehrter, ob du die Wehrpusse verlieren wirst, doch sind die
Leben hinter ihnen?
Sowohl San Sanytsch als auch Ryzhov, den Zorn in meiner Stimme bemerkt,
haben auf diesen hineingeflogenen Vogel wie auf den Feind des Volkes
angeschaut. Jener hat, seinen Fehler wahrscheinlich verstanden, etwas in den
Bart gebrummt und die Dokumente krampfhaft zu sich in die innere Tasche der
Jacke umgelegt. Dabei hat er, Scheusal, sehr ausdrucksvoll mich angeschaut,
als wollte mich zu Pulver zerreiben. Also, also, Bube, schaue an, ich kann
mit dem Blick den betrunkenen Kumpfer bundigen, und dich, geschniegelte
Laffe, werde ich mit dem Blick und mit dem MPi auf die Knie stellen. Ich
habe den Blick seiner wusserigen wenig ausdrucksvollen Augen ertragen. Und
er selbst sah als Jammerlappen aus. Von der Gruße irgendwo ein Meter
siebzig, und vielleicht, sogar kleiner, mager, mit dem kleinen Kopf. Ganz
weiß - weiß, fast der Albino, nur die Augen sind nicht rote,
aber irgendeine farblose. Er machte irgendwie sofort den abstoßenden
Eindruck, und noch sein langer Pony, den er stundig in Ordnung brachte, gab
zu seinem uußere irgendwelchen unmerklichen weiblichen Anfang dazu.
Und vielleicht, ist er "schwul", hat im Kopf ein toller ungezogener
Gedanke vorubergezogen. Der Offizier des Generalstabes - Schwule. Da wird
Bambule entstehen. Und was, man sagt, in Moskau ist es jetzt modisch - die
sexuelle Orientierung zu undern. Nein, ich werde mit ihm nebenan nicht
schlafen. Obwohl, aller Wahrscheinlichkeit nach, ist er einfach farblos, wie
der Fisch, wie die Meduse. Man muß diesem "Hinterlader"
anbieten, in irgendeine Muhrenfarbe zu furben, es wird lustiger sein. Und
dem Scharfschutzen wird es die Arbeit auch erleichtern.
Ich habe mich auf eine Sekunde Major Karpov vorgestellt, in die rote
Farbe gefurbt, und das Lucheln hat meine Lippen ausgedehnt. Karpov begann
nervus sich anzusehen - vielleicht, ist etwas bei ihm mit der Kleidung nicht
in Ordnung? uberzeugt, daß mit der Form bei ihm alles in der Norm ist,
und verstanden, daß ich frech uber ihm lache, hat er als Antwort buse
auf mich angestarrt.
San Sanytsch, mein Explosionscharakter wissend, um die Atmosphure zu
entspannen, hat gesagt, zu allen Anwesenden wendend:
- Genug jetzt Runke gegeneinander schmieden, jetzt gehen wir die Leiche
von Semenov anzuschauen, machen die Papiere auf, und Sie, Wiatscheslav
Viktorovitsch, - hat er auf Karpov angeschaut, - mussen ihn in den Flughafen
fur die Befurderung nach Hause bringen.
Wir zogen uns zum Ausgang. Im Hof standen schon sowohl die Soldaten als
auch die Offiziere. Die Leiche von Semenov war auf die ausbreitete Zeltplane
akkurat gelegt, die Hunde waren auf der Brust zusammengelegt, auf dem
Handrucken waren klar die Spuren von den Nugel sichtbar, das Gesicht hat
jemand vom Soldatentaschentuch sorgsam bedeckt. Stehende ringsum, die Mutzen
abgenommen, standen einfach und bewahrten das trauervolle Schweigen, und nur
nach den gespannten Figuren und den Gesichtern konnte man vermuten, was in
der Seele bei jedem gescheht. Das Gluck des Scharfschutzen, daß man
ihm dort den Garaus gemacht hat, sonst lebte er hier lange noch, zu seinem
Verdruß.
Bilitsch ist zum Verstorbenen gekommen, hat das Tuch gehoben, in das
schmutzige Gesicht mit der auf ewig starren auf ihm Maske des Schreckens
angeschaut, geseufzt und, umgedreht zu stehenden nebenan Klejmenov, hat
befohlen:
- Arcadiy Nikolaevitsch, fertigen Sie Erkennung der Leiche aus und
bereiten Sie zur Absendung vor. Der Vertreter des Hauptquartiers nimmt ihn
mit, wenn fahren wird.
- Gut, Alexander Aleksandrovitsch, - und schon zu umgebenden Kumpfern,
- Nehmen Sie den Helden und bringen ins Gebuude, dort ist wurmer, da
schnuren wir zu, und rufen Sie den Schreiber, soll er die Akte der
Erkennung, die Benachrichtigung vom Tod und alles, was es dort notwendig
ist, vorbereiten.
Alle haben gleichzeitig begonnen, zu hasten, sich zu bewegen. Bilitsch
hat gesagt, zu mir, Ryzhov und Moskauer Geck zu wendend:
- Gehen wir zu Abend essen.
Ich hatte, naturlich, nichts dagegen, etwas zu mir nehmen und hundert
Gramme zu trinken, aber nicht in der Gesellschaft dieser farblosen Fresse,
deshalb habe mich huflich abgesagt:
- Danke, Genosse Oberstleutnant, aber ich sputer, man muß von der
Weg mich sauber waschen, den Rapport uber den Scharfschutzen und Semenov
vorbereiten, und es gibt viel laufende Geschufte, man muß machen.
- Wie Du willst, aber um 21.00 sollst Du zu mir auf den Bericht, und
der Brigadekommandeur soll zu dieser Zeit zuruckkehren, - aufmerksam auf
mich schauend, hat San Sanytsch gesagt. Es scheint, hat er verstanden, worin
wahrhafter Grund meiner Absage vom gemeinsamen Abendessen liegt.
Sie sind in das Gebuude gekommen, ich habe angeschaut, wie die Kumpfer
auf der Plane alles in das Gebuude forttrugen, was von Semenov blieb, habe
gewendet und bin zu meinem Auto gegangen.
Jeder Offizier des Stabes hat sein Auto. Wir mit Jurka Ryzhov hatten
einen GAS-66 mit Furnierhuuschen. Obwohl viele Offiziere die wenigen Minuten
der Erholung in den Kellern durchzufuhren vorzogen, liebten wir mit Ryzhov
unseres Huuschen. Es war bei uns auch der Fahrer Harin Paschka, die
Gruße der Meter siebzig, weit in den Knochen, die Fresse breit, fast
immer luchelnd, die uuglein klein, dafur die Haare rot, nach der
Soldatenmode der fast abrasierte Nacken und der flatternde Schopf. Nach
seiner Natur war Paschka Spitzbube, Gauner, Schleicher, aber ich beobachtete
ihn mehrfach im Kampf, er fuhrte oftmals von der Beschießung das Auto
mit uns zusammen hinaus, und deshalb liebten wir ihn und vertrauten ihm. Und
im friedlichen Leben war dieser Paschka eigenmuchtig, buseste Verletzer der
Disziplin, Liebhaber eins hinter die Binde gießen, Schurzenjuger.
Dort, woher wir kamen, erwartete ihn die schwangere Braut. Bis zur
Beurlaubung blieb ihm ein Jahr. Paschka wußte buchstublich alles, was
in der Brigade geschah, die warmen freundschaftlichen Beziehungen mit allen
Kumpfern des Stabes, des Verbindungszentrums, der Gaststutte unterstutzend.
Er versorgte uns mit allen Neuigkeiten, einige Sachen erfuhr er fruher uns,
die Information von den Nachrichtensoldaten bekommend, was uns die Zeit gab,
sich vorzubereiten und bei der Erurterung beim Kommandeur oder Sanytsch die
gescheiten Antworten und Vorschluge zu geben, wuhrend andere die bekommene
Information nur noch durchdachten. Das Kommando schutzte uns fur diese
Ratschlage und achtete, wie die sachkundigen Offiziere. Naturlich, sind wir
selbst nicht von gestern, aber sturte es auch nicht.
Zum Auto gekommen, habe ich mit der Befriedigung bei mir gedacht,
daß Paschka an diesen Tag dazugekommen ist, die Papiersucke mit Sand
anzufullen und mit ihnen das Auto zu bedecken. Jetzt kann man ruhiger atmen,
und aus dem Rohr uber dem Eingang wirbelt die Rauchfahne auf, das bedeutet,
daß es Wurme, heiße Wasser, trocknen Zigaretten gibt. Ich bin
zur Tur gekommen und, die nicht uffnend, habe gerufen:
- Paschka! Wo bist Du?
- Ich bin hier, Genosse Kapitun. Ich bewache.
Aus der Dummerung ist die Figur von Paschka aufgetaucht, ich habe die
Stelle angeschaut, die er fur die Wache gewuhlt hat, und habe bei mir
gedacht, daß es gescheit gemacht ist.
- Also was, mein unehlicher Sohn, womit wirst Du den Vater erfreuen?
Wie benahm Du Dich? - habe ich mich zu Paschka scherzhaft gewendet.
- Alles ist gut, Wiatscheslav Nikolaevitsch. Da, habe das Auto mit dem
Sand bedeckt, Eßwaren besorgt.
Mit den Eßwaren war das Problem, so wie auch mit den Matratzen,
der Leibwusche, der Bekleidung. Ruckwurtige Kolonnen sind noch auf
"Nurdlich" zuruckgeblieben, hatte keinen Sinn, sie unter den
zahlreichen Beschießungen zu schleppen. Nur fuhrten uns die
gießende Soldaten mit der Wache unter den Beschießungen den
Brennstoff fur Autos und Dieselstromaggregate zu. Naturlich, war immer bei
jedem Soldaten, Offizier in jedem Auto, BMP, Panzer der Vorrat an
Schmorfleisch, konservierten Grutzen mit dem Fleisch, aber ist es denn
Essen? So, der direkte Weg zum Magengeschwur. Deshalb beschuftigten sich
alle ausnahmslos stundig mit der Beschaffung des Lebensunterhaltes fur sich.
Da waren beim Sturm dieses netten ehemaligen Kindergartens in den
Kellern die auskummlichen Vorrute der Lebensmittel und der alkoholischen
Getrunke entdeckt. Vieles haben wir schon aufgegessen und ausgetrunken, aber
wir wußten auch, wer am meisten Lebensmittel und alkoholischen
Getrunke zusammengeschaufelt hat, und, mal den persunlichen Reiz, mal die
Gewandtheit und die Frechheit von Paschka benutzend, entkulakisierten
periodisch die Nachrichtensoldaten.
- Suhnchen, - zu Paschka wendend und in Huuschen kletternd, - mit
welchen mannigfaltigen Delikatessen und uberseeischen Likuren wirst Du
Deinen alten, kranken Vater erfreuen?
- Der hollundische Schinken, das geruucherte Hammelfleisch, die
Sardinen, meiner Meinung nach, franzusische, und zwei Fluschchen Kognak,
laut dem Etikett auch franzusische, - berichtete er.
- Gibt es heißes Wasser? - habe ich mich interessiert, von mich
Waffen, Matrosenjacke und ubrige Ausrustung ausgezogen.
- Gibt es, der volle Teekessel, - hat Paschka berichtet, die MPi hinter
den Rucken werfend.
- Gehen wir, wirst Du begießen, und dann zu Abend essen, - ich
bin schon dazugekommen, die Wurme in Huuschen zu genießen und jetzt
habe mit der großen Unlust einen Schritt in den Dummerungsfrost getan,
um so mehr, daß man mich ausziehen mußte.
Ich habe begonnen, mich lange und fleißig zu waschen, wie der
Kater zu fauchend, und den zugenagelten die Nasenlucher und den Mund Staub
auszuspuckend. Es war noch kein Badehaus, und deshalb haben wir im Flughafen
die erfrischenden Servietten und irgendwelches billige polnische
Kulnischwasser mitgenommen und, periodisch splitternackt auszuziehend,
rieben uns mit ihnen ab. Die Unterwusche warfen wir einfach weg, neue
anziehend.
Wuhrend ich mich von neuem bekleidete, in Huuschen zuruckgekehrt, und
putzte die MPi mit den Lumpen, hat Paschka den Schinken und stinkende
geruucherte Hammelrippchen geschnitten, Buchse der Sardinen geuffnet. Im
Zentrum des Tisches hat er die ungeuffnete Flasche Kognaks mit der
Aufschrift "Henessi" aufgerichtet. Ich habe die Flasche geuffnet und
am Inhalt gerochen, es duftete befriedigend. Habe nach Plastikbecher
eingeschenkt. Mich mehr, dem Paschka weniger. Habe das Glas gehoben, auf das
Licht gesehen, geschuttelt, noch einmal gerochen, das Geruchs gefiel mir
bestimmt.
- Also, Pavel, fur den Erfolg.
Anzustoßend, haben wir ausgetrunken.
- Wiatscheslav Nikolaevitsch, und warum haben Sie den Scharfschutzen
nicht mitgenommen?
- Weißt Du selbst, wahrscheinlich. Sind schon Klebestoff, Semjon,
Amerikaner, und andere dazugekommen, zu erzuhlen? Er ist von der herzlichen
Mangelhaftigkeit und von den bekommenen Wunden gestorben, und ubriges ist
fur Dich zu hoch. Erzuhle, welche Neuigkeiten. Ist der Krieg noch nicht
beendet?
- Ni-i-icht, - hat Paschka gedehnt gesagt, - ist nicht beendet, aber es
ist der Befehl da gegeben, die Einnahme Hotels "Kaukasus" zu
forcieren. Verspricht man mit der Luftfahrt zu unterstutzen. Und sputer
wirft man ganze Brigade, den Platz Minutka mit dem Dudaev-Palast zu sturmen.
- Da fallen wir dort, weil mit einer Brigade solchen Komplex zu sturmen
Selbstmord ist. Was noch?
- Im zweiten Bataillon ist der Stableiter verwundet. Und sitzt dort
zusammen mit ihnen der Sunger Schevtschuk aus "DDT". Haben Sie daruber
gehurt?
* * * Enother version of translation * * *
---------------------------------------------------------------
© Copyright Wiatscheslav Mironov
© Copyright translation "Volodko Paul" (wp_1982(a)aon.at)
Email: [email protected]
Date: 19 Sep 2003
Russ
English version
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Vjatscheslav Mironov - wurde 1966 in Kemerovo, in der Familie eines
Militurangehurigen geboren. Er wollte sich an dem „Marijski
Politechnisches Institut" bewerben, beendete aber die „Kemerovo
Militurkommandantenschule der Nachrichtentruppen". Seinen Dienst leistete er
in Kischinev, Kemerovo, Novosibirsk, momentan dient er (nicht in den
Streitkruften) in Krasnojarsk. Er war in verschiedenen Dienstgraden im
Einsatz in Baku, Zhinvali, Kutaisi, Pridnestrovje, Tschetschenien. Mironov
war zweimal verwundet, hatte unzuhlige Kontusionen (vorubergehender
Gehurverlust). Er ist verheiratet, erzieht einen Sohn. Zuhause hat er zwei
Hunde. Studiert an dem „Sibirischen Juristischen Institut".
In diesem Buch spielen sich die Ereignisse im Januar 1995 in der Stadt
Grozny ab. Der Verfasser war unmittelbarer Zeuge und Teilnehmer der
beschriebenen Geschehnisse.
Ich renne. Die Lungen explodieren. Das Atmen hat mich fertig gemacht.
Man ist gezwungen zick-zack zu laufen, oder wie man bei uns in der Brigade
sagt, „Schraubenartig".
Gott, hilf mir... Hilf. Hilf mir dieses wahnsinnige Tempo auszuhalten.
Es reicht, wenn ich hier raus komme, gebe ich das Rauchen auf. Zink, zink.
Ein Heckenschutze? Ich wirf mich auf den Boden und krieche, krieche aus der
Schusszone.
Ich bleibe liegen und denke, dass ich noch mal Gluck gehabt habe - kein
Heckenschutze, nur eine „verirrte Kugel".
So, einwenig zu Atem kommen, orientieren und vorwurts - den
Kommandopunkt des ersten Bataillons der eigenen Brigade suchen. Nur ein paar
Stunden zuvor kam von dort ein Bericht daruber, dass sie einen
Heckenschutzen gefangen genommen haben. Aus dem Bericht geht hervor, dass er
Russe sei, nach seinen eigenen Angaben, sogar aus Novosibirsk. Scheiß
Landsmann. Gemeinsam mit den Aufklurern, auf zwei BMPus (Schutzenpanzer),
brach ich auf, um den Gefangenen zu holen, mein Partner blieb im
Hauptquartier der Brigade.
Beim Annuhern an den Bahnhof trafen wir immer ufter auf verbrannte,
verstummelte Technik (Fahrzeuge, Panzer) und viele Leichen. Die Leichen
unserer Bruder-Slawen, - das ist alles was von der Majkopskaja Brigade ubrig
geblieben ist, die die Duhi (russ. Geister - Tschetschenen) in der
Silvesternacht 94-95 erschossen, verbrennt haben. Oh Gott, hilf mir hier
rauszukommen... Man erzuhlte, als das erste Bataillon die „Teufel" aus
dem Bahnhofsgebuude rausschlug, einer der Soldaten, nachdem er die Umgebung
genau angeschaut hat, anfing wie ein Wolf zu heulen. Und seitdem hielten
alle Abstand von ihm - ein Wahnsinniger. Geht nach vorne, wie verhext,
nichts furchtet er und nichts jagt ihm Angst ein. Und solche verzweifelte
gibt es in jeder Truppenabteilung - auch bei uns, und bei dem Feind. Ah
Russland, was machst du den mit deinen Suhnen?! Man wollte den Burschen in
ein Krankenhaus schicken, aber wie den - nicht mal die Verletzten kunnen wir
rausfuhren, und dieser ist zwar verruckt, aber der kumpft. Auf dem
„Festland" kann er ganz den Verstand verlieren.
Gerade mal ein paar Huuserblocks weiter gerieten wir unter einen
wahnsinnigen Beschuss. Die Duhi schossen von oben, das Feuer war heftig -
ca. 20 Gewuhre - aber unkoordiniert. Wir mussten den BMP stehen lassen und
mit ein paar Soldaten zu Fuß zu unseren Stellungen vorrucken. Gut,
dass die Leute einwenig erfahrener geworden sind, haben sich etwas gewuhnt.
Am Anfang war es so, dass man wie dieser Soldat, wie ein Wolf heulen musste.
Die Soldaten sind noch unerfahren, einige kriechen nach vorne, und die
anderen muss man mit Arschtritten und Geschrei aus den Schutzengruben und
den Fahrzeugen herausprugeln. Ich selbst, na gut, hab Baku, Kutaisi,
Zhinvali, Pridnestrovje hinter mir, und jetzt noch dieses Tschetschenien.
Schau ma mal, nur aus dieser Hulle herauskommen. Nur unversehrt. Wenn ich
ein Kruppel werden sollte, dann habe ich ein nettes Spielzeug in meiner
Tasche - eine Granate RDG-5. Fur mich wird's reichen. Hab schon genug
gesehen wie die verkruppelten Helden der vergangenen Kriege zu Friedenszeit
leben, die die Befehle des Vaterlandes, der Partei, der Regierung und was
weis ich noch wessen ausfuhrten, fur die „Wiederherstellung der
Verfassungsordnung" in sumtlichen Gebieten der ehemaligen Union. Und jetzt
wieder einmal zersturen wir unsere, russische Erde auf den geheimen Befehl
von Irgendjemanden...
Das alles blitzte in sekundenschnelle im Kopf auf. Umgeschaut - druben,
nicht weit haben sich meine Kumpfer verschanzt, schauen herum. Die Fressen
sind schwarz, nur die Augen und die Zuhne leuchten. Ich selber bin
wahrscheinlich auch nicht besser. Ich zeige dem einen mit dem Kopf, den
anderen mit der Hand die Bewegungsrichtung - vorwurts, vorwurts zick-zack,
„Schraubenartig", rollen. In der Winterjacke kommt man nicht sehr weit
mit dem Rollen. Der Schweiß uberschwummt die Augen, von den Kleidern
steigt Dampf auf, im Mund der Blutgeschmack, in den Schlufen donnert es. Man
hat Adrenalin im Blut bis zum umfallen. Wir sprinten auf kurze Distanzen
uber zerbrochene Ziegeln, Beton, Glas, versuchen offene Stellen der Strasse
zu meiden. Sind bisher noch am Leben, Gott sei dank.
Zink, zink! Verdammte Scheiße, wirklich ein Heckenschutze? Wir
schlupfen in einen naheliegenden Keller. Die Granaten sind bereit - was oder
wer erwartet uns dort? Ein paar Leichen. Der Uniform nach sindus unsere -
Slawen. Mit einem Kopfnicken zeige ich das einer aus dem Fenster beobachten
soll, selber stelle mich beim Eingang hin. Der zweite Soldat kniet uber
einen der Getuteten nieder, nimmt seine Papiere, reißt ihm seine
Erkennungsmarke vom Hals. Das selbe macht er mit dem zweiten. Den Burschen
ist es schon egal, aber die Familien mussen unbedingt verstundigt werden.
Ansonsten werden diese „Klugscheißer" von der Regierung ihnen
keine Pension zahlen, mit der Begrundung, dass die Soldaten verschollen,
oder gar zum Feind ubergelaufen sind.
- Und hast du die Papiere? - frage ich.
- Habus, - antwortet Gefreiter Semenov, auch als „Semen" bekannt.
- Wie werden wir weiter gehen?
- Jetzt uber den Keller kommen wir auf die andere Straße, dort
ist schon das erste Bataillon. Haben wir Verbindung zu ihnen? - frage ich
den Funker, Gefreiter Harlamov. Spitzname „Kleber". Riesige Hunde hat
der, schauen aus den urmeln heraus, wenn man ihn zum ersten mal sieht,
glaubt man das diese Hunde einem Gorilla rausgerissen und einem Menschen
angenuht wurden. Aber warum er den Spitznamen „Kleber" bekommen hat,
weis niemand mehr.
Unsere Soldaten sind alle aus Sibirien. Und alle gemeinsam sind wir
„MACHRA", vom Wort Machorka (selbstgezuchtetes, billiges Tabak). Nur
in den Buchern uber den zweiten Weltkrieg und in den Filmen nennt man die
Infanterie „die Kunigin der Felder", im wirklichen Leben nennt man sie
- „MACHRA". Und ein einzelner Infanterist ist ein „MACHOR". So
istus.
- Und nimm Verbindung mit den „Schachteln" (Panzer) auf, - das
sind unsere BMPus die wir in der Nuhe des Bahnhofs gelassen haben, - frag,
wie es bei ihnen steht.
„Kleber" ging vom Fenster weg und fing an in das Funkgerut zu
nuscheln, zuerst mit der Kommandozentrale des ersten Bataillons und
anschließend mit unseren BMP`s.
- Alles klar, Herr Hauptmann - berichtet der Funker. - „Hugel"
wartet auf uns, die „Schachteln" wurden beschossen, sie haben sich um
ein Huuserblock zuruckgezogen.
- Gut, gehen wir, sonst erfrieren wir noch, - huste ich. Endlich atme
ich wieder normal, ich spuke einen gelb-grunen Schleim auf den Boden -
Folgen des jahrelangen Rauchens. - Ah, sagte doch die Mama zu mir:
„lern Englisch".
- Und zu mir sagte sie: „Du sollst nicht in den Brunnen
herumkriechen", - meldet auch der Semen.
Nachdem wir aus dem Fenster auf der anderen Seite des Hauses
rausschauten und keine Spuren der Anwesenheit des Gegners entdeckten,
rannten wir, fast vierfach geduckt, in kurzen Sprinten richtung Bahnhof.
uber der Stadt donnern die Flieger, lassen Bomben fallen und
beschießen aus unerreichbarer Huhe Positionen von Irgendwem. Hier gibt
es keine einzige Frontlinie. Die Gefechte werden stellenweise gefuhrt, und
manchmal sieht es wie ein Blutterteigkuchen aus: Duhi, unsere, wieder duhi
usw. Kurzgesagt - ein Irrenhaus, Zusammenarbeit gibt es so gut wie keine.
Besonders schwierig ist es mit den Streitkruften des Innenministeriums zu
arbeiten. Eigentlich ist es ihre Operation, uns wir - machra - machen fur
sie die ganze Arbeit. Nicht selten passiert es das wir gleichzeitig ein und
dasselbe Objekt sturmen, nichts von einander wissend. Manchmal leiten wir
die Flieger und die Artillerie auf sie, und sie auf uns. In der Dunkelheit
fangen wir miteinander Gefechte an, nehmen eigene Soldaten gefangen.
Und jetzt wiedereinmal gehen wir richtung Bahnhof, wo fast die ganze
Majkopskaja Brigade verreckt ist. Verschwand in der Silvesternacht, ohne
vorher die Zugunge, die Zusammensetzung und die Anzahl der Duhi genau zu
erkundigen. Als die Majkopzi nach dem Gefecht sicht zu entspannen anfingen
und einzuschlafen begannen - kein Wunder, mehr als eine Woche kein Schlaf,
die Soldaten hielten sich nur dank Wodka und Adrenalin wach - kamen die Duhi
ganz nah und erschossen sie aus kurzer Distanz. Alles wie beim Chapajev, der
die Wachposten zu postieren vergessen hat. Und hier sind die Wachleute
eingeschlafen, so schlitzte man sie leise auf. Es brannte alles was brennen
konnte. Von dem rausgeschuttetem Treibstoff brannte die Erde, der Asphalt,
die Huuserwunde. Die Menschen rannten in diesem Hullenfeuer umher: einige
schossen zuruck, manche halfen den Verwundeten, manche haben sich selbst
erschossen, um nur nicht in die Hunde der Duhi zu geraten, manche rannten
davon - man darf sie nicht deswegen verurteilen. Und wie huttest du dich,
Leser, in dieser Hulle verhalten? Weist es nicht? Na also, und deswegen hast
du kein Recht uber sie zu urteilen.
Niemand weis wie sie starben. Der Kommandeur der Brigade hatte beide
Beine mehrmals gebrochen, und gab bis zum Schluss Befehle, obwohl er sich in
ein sicheres Gebiet zuruckziehen konnte. Gott, bewahre ihre Seelen und
unsere Leben...
Als unsere Brigade, mit schwuren Gefechten, zu den Majkopzi
durchgedrungen ist, mussten sich die Panzer durch Haufen von Leichen
durchbrechen, durch die Leichen unserer Bruder-Slawen... Und wenn du siehst,
wie die Ketten der Panzer und der BMPus die Leibe zerbrechen, zermalen, die
Eingeweide auf die Ruder aufrollen, die Eingeweide jener, die genauso sind
wie du; wenn mit einem Knirschen ein Kopf unter der Panzerkette zerplatzt,
und alles herum furbt sich mit einer grau-roten Hirnmasse, - einer
Hirnmasse, eines vielleicht nicht zustandegekommenen Genies, Poeten,
Wissenschaftlers oder einfach eines guten Kerls, Vaters, Bruders, Sohnes,
Freundes, der nicht feige war, nicht davongerannt ist, sondern in dieses
verschissene Tschetschenien fuhr, der vielleicht bis zum Schluss nicht ganz
begriffen hat was uberhaupt passiert ist; wenn die Stiefel auf einer
blutigen Masse ausrutschen - dann ist das wichtigste uber nichts
nachzudenken, sich nur auf eins zu konzentrieren: vorwurts und uberleben,
vorwurts und uberleben, die Leute heil zuruckbringen, weil die Soldaten die
du verlierst in deinem Schlaf wiederkommen werden. Und dann wirst du
Beerdigungsbriefe und Leichenidentifikationsberichte schreiben mussen.
Dem schlimmsten Feind wunsche ich so eine Arbeit nicht. Lieber, in
einer Attacke ersaufen, mit herausdruckenden Augen, mit dem lieben AKS von
links nach rechts herumballern, als in einem Feldbunker diese schrecklichen
Dokumente zu schreiben. Wozu alle diese Kriege? Aber, ehrlich gesagt, keiner
von uns hat bis zum Ende begriffen was hier geschieht und was hier geschah.
Es gibt nur ein Ziel - uberleben und die Aufgabe ausfuhren, mit den
minimalen Verlusten. Wenn du es nicht ausfuhrst - schicken die andere her,
die vielleicht wegen deiner Unfuhigkeit, Feigheit, deines Wunsches Nachhause
zuruckzukehren, unter dem Maschienengewehrfeuer zusammenbrechen, von den
Granaten- und Minensplittern auseinandergerissen werden oder in
Gefangenschaft geraten. Und alles wegen dir. Ein ungutes Gefuhl eine solchen
Verantwortung zu tragen? Find ich auch.
„Kleber" bemerkte eine Bewegung in dem Fenster eines
funfstuckigen Hauses, das an den Bahnhofsplatz anschloss, und konnte noch
herausschreien: „DUHI!!" bevor er wegrollte. Ich und Semen
verschanzten uns hinter einem Betonhaufen. „Kleber" fing an, hinter
der Ecke auf das Fenster zu ballern, und wir machten wie verruckt die
Granatenwerfer zum schießen bereit.
Ah, was fur ein wunderbares Stuckchen dieser Granatenwerfer ist, auch
liebevoll „podstvoljnik" oder „podstvoljnitschek" genannt. Wiegt
aber nicht wenig - ca. 500g. Er wird unter dem Gewehr befestigt. Man kann
direkt oder unter einem Winkel feuern. Er Stellt ein kleines Rohr mit einem
Abzug und einer Sicherung dar. Es gibt auch ein Visier, aber in den ersten
Tagen der Kumpfe, haben wir uns so antrainiert, dass wir auch ohne ihn
auskommen. Aus dem Granatenwerfer, Marke GP-25, kann man eine Granate in ein
beliebiges Fenster reinwerfen, oder wenn nutig uber jedes Gebuude
druberschmeißen. Geradeaus schießt er auf ca. 400m Entfernung,
Splitterradius - 14m. Toll! Wie viele Leben der schon in Grozny gerettet
hat, kann man nicht mehr nachzuhlen. Wie soll man in einem rasanten Gefecht
die Hecken- und die Scharfschutzen aus den obersten Stockwerken eines
Gebuudes in der Stadt rausschlagen? Keine Ahnung. Bis du die Flieger,
Artillerie erreichst, bis du dich zuruckziehst, oder bis du deine
„Schachteln" geholt hast, die ubrigens von den Grenadieren verbrannt
werden kunnen... Aber so hat jeder Soldat einen eigenen Granatenwerfer, und
ruuchert den Gegner allein aus. Es gibt noch einen unbestrittenen Vorteil
der Granaten der Granatenwerfer, und der wure: sie explodieren beim
Aufprall. In einem Huuserkampf, wenn sich der Gegner in den oberen
Stockwerken befindet, schmeißt man eine gewuhnliche Handgranate hin,
die aber, nachdem du den Ring rausgezogen hast, eine Verzugerung von 3-4
Sekunden hat. Du ziehst den Ring raus, schmeißt sie nach oben, und die
scheiß Granate schlugt irgendwo auf und fliegt zu dir zuruck. Erst
sputer, am 15-17 Junner, brachte man uns die „Berg"- oder wie wir sie
nannten „AfganGranaten". Dieses Teil explodiert nur dann, wenn es auf
etwas hartes aufschlugt. Und noch vor dem, ist jemand auf eine Idee
draufgekommen: wenn man eine Granate von dem Granatenwerfer gegen die
Stiefelsohle aufschlagt, wird die Granate scharf - und dann schmeißt
man die Kleine weit weg. Und wenn sie auf einen Wiederstand aufstußt,
explodiert sie und luscht alles Leben in der Umgebung aus.
So fingen wir mit dem Semen an die Granaten mit dem Granatenwerfer in
das Fenster zu schießen, in dem „Kleber" eine Bewegung bemerkte.
Semen schaffte es beim ersten Versuch, ich beim zweiten. Die erste, Hure,
prallte gegen die Mauer und explodierte. Ein Teil der Wand fiel runter und
wirbelte eine riesige Staubwolke auf.
Wir nutzten dies und uberquerten zu dritt, auf das Haus blickend, die
offene Stelle. Laufend und Kriechend schafften wir es, nach zwei Huusern,
endlich bis zu den Eigenen.
Diese Vollidioten haben uns vor Schreck fast niedergeschossen, da sie
uns am Anfang fur die Duhi hielten.
Sie begleiteten uns bis zur Kommandostelle, wo wir den Kombat
(Kommandeur eines Bataillons) fanden.
Ein harter Hund ist der Kombat. Besonders groß ist er nicht, aber
als Kommandeur, als Mensch - eine Gruße. Na ja, was soll man sagen,
unsere Brigade hatte echtes Gluck mit den Kommandeuren. Ich werde nicht lang
die guten und die schlechten Seiten jedes einzelnen beschreiben, sag nur
eins - echte Munner. Der gedient, gekumpft hat, der wird verstehen was das
bedeutet.
Der Kommandopunkt des ersten Bataillons befand sich in dem Keller des
Bahnhofes. Als wir hereinkamen, beschimpfte der Kombat jemanden uber das
Feldtelefon.
- Teufel noch mal, wo willst du hin, du Idiot! Sie locken dich,
Trottel, heraus und du, mit deinen „Muchtegernkumpfern", rennst ihnen
entgegen. Fuhr eine Suuberung durch, alles rund um dich, mach sauber! Sodas
es keinen einzigen Duh in deiner Zustundigkeitszone gibt! - schrie der
Kombat in den Hurer. - Die „Schachteln" ziehst du zuruck, die machra
soll arbeiten! Selber bleibst du auf dem Beobachtungsposten und schaust
nicht mal raus!
Er schmiss den Telefonhurer und sah mich.
- Servus, - luchelte er.
- Stets zur Hilfe, - sagte ich und gab ihm die Hand.
- Was gibt's neues im Stab? Las uns essen gehen, - schlug der Kombat
vor und schaute mich mit Freude an. Ein bekanntes Gesicht in dem Krieg zu
sehen - das ist eine Freude. Das bedeutet, dass nicht nur du Gluck hast,
auch deine Kameraden.
Noch vom Gefecht, der Rennerei und der Schießerei mitgenommen,
wusste ich - wenn man jetzt nichts trinkt, wenn man sich nicht beruhigt,
bekommt man ein Nervenzittern im ganzen Kurper. Oder umgekehrt, man versetzt
sich in einen halbhysterischen Zustand, man will reden, reden... Deshalb
nahm ich dieses Angebot zu Tisch, dankend an.
Der Kombat setzte sich auf die Munitionskisten und hat rief leise:
„Ivan wir haben Guste, komm essen". Aus dem benachbarten Kellerraum
kam der Stabsleiter des ersten Bataillons, Hauptmann Iljin. Dunn, wenn nicht
mager, ein begeisterter Volleyballspieler, aber bei der Arbeit ein Pedant,
Akkuratest. Im normalen Leben immer gepflegt, gebugelt, glunzend,
unterschied er sich jetzt kaum von allen anderen. Genauso durchruuchert,
unrasiert, nicht ausgeschlafen.
- Servus, Slawa, - sagte er, und seine Augen blitzten einwenig auf. Wir
beide waren fast gleich alt, nur war ich - Offizier des Stabs der Brigade
und er, Stabsleiter eines Bataillons. Und wir beide waren Hauptmunner. Mich
und den Ivan hat eine lange Freundschaft verbunden, unsere Frauen und Kinder
waren auch befreundet.
Ich unterdruckte meine Emotionen nicht und wir umarmten uns. Nach
meinem kleinen Spaziergang meldeten sich jetzt die Nerven.
Um meine Kumpfer hatte ich keine Sorgen, sie befinden sich jetzt unter
den Eigenen, also werden sie bestimmt was zu Essen und ein warmes Platzchen
bekommen.
- Slawa, kommst du um den Heckenschutzen abzuholen? - fragte Kombat.
- Ihn, wen den sonst, - antwortete ich. - Wie habt ihr diesen Hurensohn
geschnappt?
- Dieser Arsch hat uns drei Tage keine Ruhe gegeben, - Ivan wurde
ernst. - Verschanzte sich in der Nuhe des Bahnhofs und ballerte auf uns uber
den Platz. Drei Kumpfer hat er erledigt und den ersten Stellvertretenden der
Kompanie hat er am Bein verwundet. Und eine Evakuierungsmuglichkeit gibt es
nicht. Die Sanituter haben wir hierher geholt, sie haben ihn an Ort und
Stelle operiert.
- Und, wie geht's ihm, - fragte ich, - die Geschichte mit den
Sanitutern hab ich gehurt, tolle Arbeit, gibt's nichts, aber wie ist der
Stellvertretende - wird der leben, gehen?
- Das wird er, - bestutigte der Kombat mit Freude, - nur hab ich ihn
abgesetzt, und du weist es ja, viele Zugsfuhrer gibt's nicht, also
kommandieren die „Dvuchgadjuschniki" (Eine abwertende Bezeichnung fur
die Absolventen eines Institutes, die fur 2 Jahre, im Range eines Offiziers,
einberufen wurden). Aber dieser, glaub ich, ist ein kluger Bursche. Ein
Hitzkopf vielleicht, will wie der Chapai auf dem flinken Pferd, das ganze
Tschetschenien befreien.
- Was hatte der Scharfschutze bei sich? - frage ich. - Vielleicht ist
er ja gar kein Scharfschutze, sondern irgendein verruckter, durchgeknallter
Einwohner, es rennen jetzt genug von denen in der Stadt herum.
Der Kombat war am Anfang vielleicht sogar einwenig beleidigt. Ivan
sprang auf, rannte in sein Kammerl und holte ein SKS Gewehr (russisches
Gewehr). Nur das Zielfernrohr war auslundischer Produktion, das hab ich
gleich bemerkt, - hab schon solche gesehen, wahrscheinlich ein japanisches
Zielfernrohr. Ein gutes Spielzeug.
Pal Palitsch - kombat - erzuhlt uns, wuhrend wir mit dem Ivan den
Karabiner anschauen, dass man in den Taschen des Festgenommenen zwei
Packungen mit Patronen fand, und bei seinem „Liegeplatz" - von wo er
aus die Soldaten beschoss - fand man eine Palette Bier und zwei Stangen
Zigaretten. Wuhrend Palitsch das erzuhlte, deckte er den Tisch: schnitt Brot
her, machte Dosen mit Tuschonka (Dosenfleisch), Zuckermilch, von irgendwoher
gefundenen Salaten, eingelegten Tomaten und Gurken auf. Schließlich
stellte er auf den improvisierten Tisch ein Flasche Wodka.
Wuhrenddessen habe ich die Einschnitte auf dem Gewehrkolben gezuhlt: es
waren zweiunddreißig. Zweiunddreißig abgerissene Leben. Wie die
Scharfschutzen arbeiten, haben wir selber erfahren mussen. Als wir in der
Nacht in die Stadt einmarschierten und uns nach den, noch aus der
vorkriegszeitstammenden, Karten orientieren mussten - haben die uns
empfangen. Und obwohl wir wie verruckt rassten, uns fast die Kupfe in dem
BMP einschlugen, die Zuhne von der wahnsinnigen Fahrt zermalten und jeden
und alles verfluchten, schafften es die Scharfschutzen, die hin und her
wankenden Antennen der, vorbeifahrenden Fahrzeuge wegzuschießen, und
das bei Nacht, durch die Staubwolken. Und als unsere Truppen ohne Verbindung
waren, schickten die Kommandeure die Soldaten nachzuschauen was passiert
war, - und in diesem Augenblick tutete sie der Scharfschutze. Die Duhi haben
auch einen anderen Trick: sie tuten den Menschen nicht, sie verletzten ihn,
- schießen auf die Beine, damit man nicht wegrennen kann, und warten.
Die Verwundeten schreien, und die Scharfschutzen erschießen jene die
zur Hilfe eilen, wie die Huhner. Auf diese Art hat die Brigade ca.
dreißig Leute durch die Scharfschutzen verloren, deshalb haben wir
eine besondere Rechnung mit ihnen offen. Es ist sogar komisch, dass die
Kumpfer dieses Dreckschwein lebend gefangengenommen haben.
In dem zweiten Bataillon hat man vor Tagen einen „Liegeplatz"
entdeckt, allen Anzeichen nach - von einer Frau. Alles wie ublich: ein Sofa
oder ein Sessel, alkoholfreie Getrunke, im Gegensatz zu
Scharfschutzen-Munnern, irgendein Stofftier. Nicht weit weg war das Gewehr
versteckt. Den ganzen Tag haben die Munner im Versteck verbracht, ohne sich
zu bewegen. Man kann nicht auf die Toilette, man kann nicht rauchen. Und sie
hatten Gluck. Was da los war - weis keiner, aber die Tschetschenin flog wie
ein Vugelchen vom Dach eines neunstuckigen Hauses, und auf ihrem Weg zur
Erde wurde sie von einer Granate zerfetzt. Die Munner haben danach feierlich
geschworen, dass sie den Schweißgeruch der Soldaten bewerkte und
sofort zum Dach rannte, von dem aus sie dann runtersprang. Alle haben
naturlich bemitleidend mit dem Kopf genickt und haben bedauert, dass sie ihr
bei ihrem Flug nicht geholfen haben. Niemand glaubte, dass sie sich, bei
ihrem Abschiedsflug, selber mit der Granate tutete. Soweit ich weis, begehen
die Tschetschenen kein Selbstmord, das ist unser Merkmal - die Angst vor der
Gefangenschaft, Entehrung, Folter. Nach diesem Zwischenfall hat der Kombat
des zweiten Bataillons einen Spruch gesagt, der zur Devise unserer Brigade
wurde: „Die Sibirier ergeben sich nicht, aber nehmen auch keinen
gefangen".
Wuhrenddessen hat der Kombat Wodka eingeschenkt und ich mit dem Ivan
setzten uns dazu. Wenn irgendeiner sagt, dass die Soldaten besoffen gekumpft
haben, - spuk ihm ins Gesicht. In einem Krieg trinkt man gegen die
Infektion, man kann nicht immer das Wasser aufkochen und die Hunde gut
waschen. „Rote Augen werden nicht gelb" - die Devise der
Kriegssanituter. Das Wasser fur das Essen, Trinken und Waschen mussten wir
aus der Sunzha nehmen - ist ein kleiner Fluss, der durch das ganze
Tschetschenien, und naturlich durch Grozny durchfließt. Aber es
schwammen so viele Menschen- und Tierleichen in diesem Fluss, dass man uber
die Hygiene nicht mal nachdachte. Nein, in einem Krieg wird sich keiner
besaufen - ein sicherer Tod. Und die Kameraden werden es auch nicht erlauben
- woruber wird wohl ein Besoffener, mit der Waffe in der Hand nachdenken?
Wir hoben die weißen Plastikbecher - die wir auf dem
„Severnij"-Flughafen mitgenommen haben - und schoben sie zusammen. Es
klang nicht wie ein Anstoßen mit den Glusern, er raspelte,
„damit der Kommissar nichts hurt", scherzten die Offiziere.
- Auf das Gluck, Munner - sagte der Kombat, atmete die Luft aus den
Lungen aus und schluckte ein halbes Glas Wodka.
- Darauf, seius verdammt, - meldete ich und trankt auch aus. Im Hals
wurde es gleich heiß, eine warme Welle rollte in das Innere und
stoppte im Magen. Im ganzen Kurper verteilte sich ein Gefuhl der Mattigkeit.
Alle haben sich auf das Essen geschmissen - keiner weiß wann man das
nuchste mal in Ruhe essen kann. Brot, Tuschonka, Gurken, Tomaten, alles flog
in den Magen. Diesmal schenkte Ivan ein, wir tranken und raspelten dabei mit
den Bechern. Danach zundeten wir uns eine an. Ich wollte zuerst meine
eigenen Zigaretten rausholen, die ich noch vom Zuhause mit hatte, aber
nachdem ich die „Marlboro" vom Kombat und Ivan sah, steckte ich sie
wieder ein.
- Vom Scharfschutzen? - fragte ich, und nahm mir eine Zigarette von den
beiden hingehaltenen Packungen.
- Von ihm, ja, - antwortete der Kombat.
- Was ist mit dem zweiten Bataillon? - fragte Ivan und zog kruftig an.
- Der versucht das hotel „Kavkaz" einzunehmen, jetzt werden wir
ihnen das dritte Bataillon und die Panzer zur Hilfe schicken. Die Duhi haben
sich fest verschanzt und geben es nicht so leicht her. Die Uljanovzi und die
Morpehi (Marineinfanterie) sturmen die Minutka (Hauptplatz im Grozny) und
den Dudajev-Palast, verlieren aber nur Leute. Viel Sinn hat das nicht.
- Das heißt, dass man uns auch bald ihnen zur Hilfe schicken
wird, - mischte sich der Kombat ins Gespruch ein. - Das ist schwieriger als
die Flaschen mit dem Kopf zu zerschlagen, hier muss man denken wie man die
Leute heil rausbringt und wie man die Aufgabe ausfuhrt. Niemals hab ich die
Fallschirmspringer verstanden, wie kann man freiwillig und nuchtern aus
einem Flugzeug rausspringen? - scherzte Palitsch.
- Und ich habe die Grenztruppen nie verstanden, - meldete auch der
Ivan, - vier Jahre bringt man ihnen bei wie man durchs Fernglass gucken und
wie man mit dem Hund gehen soll. Spurt mein Herz, dass wir den Asphalt auf
diesem verfickten Platz fressen werden.
Heimlich hab ich schon beschlossen, dass ich den Scharfschutzen nicht
heil, bis zum Stab der Brigade, bringen werde. Sterben wird er, Wichser,
durch eine „verirrte Kugel" oder durch einen „Fluchtversuch".
Ist doch schon egal, alles was er erzuhlen konnte, hat er bereits erzuhlt.
Nur im Kino versucht man den Gefangenen, durch psychologische Tricks,
dazu zu bringen, alles was er weis zu erzuhlen, man versucht seine Ideologie
zu brechen. Im wirklichen Leben ist alles einfacher. Alles hungt von der
Kreativitut, der Wut und der Zeit ab. Wenn man das Bedurfnis und die Zeit
hat, kann man ihm, mit Hilfe einer Feile, den Zahnbelag abschleifen, oder
mit dem Feldtelefon uberzeugen. Ist so eine braune Schachtel mit einer
Kurbel an der Seite. Man hungt zwei Druhte an den Gespruchspartner an und
kurbelt langsam los, nachdem man ihm zwei, drei Fragen gestellt hat. So
etwas macht man aber nur in einer gemutlichen Umgebung oder wenn man den
nachher in die Hunde der Staatsanwulte uberreichen soll. Es bleiben keine
Spuren. Es ist ratsam den Gefangenen vorher mit Wasser zu ubergießen.
Und damit man keine Schreie hurt, lusst man irgendein schweres
Panzerfahrzeug daneben laufen. Das ist aber nur was fur ustete.
In dem Kampfgebiet ist alles viel einfacher - mit dem Gewehr
schießt man die Zuhen nach der Reihe weg. Es gibt keinen Menschen, der
so etwas aushalten wurde. Alles was du weist und an was du dich erinnern
kannst, wirst du erzuhlen. Was ist Leser, ist dir schlecht? Und du hast zu
der Zeit Silvester gefeiert, bist zu deinen Freunden gegangen, bist,
halbbesoffen, mit deinen Kindern den Berg runtergerutscht, bist aber nicht
auf den Hauptplatz demonstrieren gegangen, mit der Forderung unsere Kumpfer
zu retten, hast nicht warme Kleider gesammelt, hast kein Geld denen Russen
gegeben, die von Tschetschenien fliehen mussten, hast nicht einen Teil
deines weggesoffenen Geldes an Zigaretten fur Soldaten ausgegeben. Deshalb
verziehe nicht das Gesicht, sondern hur die raue Wahrheit des Krieges an.
- Also gut, trinken wir den Dritten, und dann schauen wir mal euren
Schutzen an, - sagte ich, und leerte den Rest vom Wodka in die Becher ein.
Wir standen auf, nahmen die Becher, schwiegen einige Sekunden und dann,
ohne etwas zu sagen, ohne anzustoßen, tranken wir aus. Der Dritte Tost
- er ist der wichtigste bei den Militurs. Wenn bei den Zivilisten dieser
Tost auf die „Liebe" ist , bei den Studenten auf irgendwas anderes,
dann ist dieser bei den Militurs „auf die Gefallenen", und getrunken
wird dieser Tost im Stehen, schweigend, ohne anzustoßen, und fur einen
Augenblick erinnert sich jeder an jene, die er im Kampf verloren hat. Ein
schrecklicher Tost, aber auf der anderen Seite, weist du, wenn du stirbst,
dann wird in funf Jahren, irgendwo weit im Osten, in irgendeiner
gottvergessenen Garnison, ein grunschnabeliger Leutnant oder im Stab eines
angesehenen Militurbezirkes, ein fetter Oberst einen Dritten Tost heben -
und auf dich trinken.
Wir tranken aus, ich schmiss ein Stuck Tuschonka, ein paar
Knoblauchzuhen, ein Stuck „Offiziers Zitrone" - Zwiebel, in den Mund.
In einem Krieg gibt es gar keine Vitamine, der Kurper verlangt aber die
ganze Zeit danach, deshalb nannten wir den Zwiebel - „Offiziers
Zitrone". Im Krieg isst man den immer und uberall, der Geruch ist zwar
furchterlich, aber wir haben ja keine Frauen, und an den Geruch gewuhnt man
sich und bemerkt ihn nicht. Außerdem uberdeckt er den widerlichen,
dich immer verfolgenden Geruch der verwesten Leichen, der dich auseinander
nimmt. Nachdem ich das Essen verzerrt habe, trank ich aus der Dose die
Zuckermilch nach, nahm mir eine Zigarette aus der Packung des Kombats, die
auf dem Tisch lag und ging als erster raus.
Hinter mir folgten der Kombat und Ivan Iljin. Ungefuhr 30 Meter vom
Eingang in den Keller standen Kumpfer, in einer Wand aufgestellt um den
Panzer herum, und haben uber irgendetwas laut diskutiert. Ich bemerkte, dass
der Lauf des Panzers irgendwie ungewuhnlich nach oben schaute. Nachdem wir
nuher kamen, sahen wir, dass vom Lauf ein gespannter Seil runterhungt.
Die Kumpfer bemerkten uns und machten uns den Weg frei. Tja, das Bild
war naturlich „farbenpruchtig" aber schrecklich, - am Ende des Seils
hing ein Mensch, sein Gesicht war von den Schlugen geschwollen, die Augen
waren halboffen, die Zunge hing heraus, die Hunde waren am Rucken gebunden.
Obwohl ich schon viele Leichen in letzter Zeit zu Gesicht bekam, mag ich sie
trotzdem nicht, ich mag sie nicht, was soll man da machen.
Der Kombat schrie die Kumpfer an:
- Wer hat das gemacht! Wer, ihr Hurensuhne, ihr Arschgeburten?! (Die
ubrigen sprachlichen Leckebissen werde ich lieber auslassen. Bitte
irgendeinen Militurangehurigen, der nicht weniger als zehn Jahre bei der
Armee war, zu schimpfen - dein Wortschatz wird sich, durch sumtliche
Ausdrucke, enorm vergrußern).
Der Kombat wutete weiter um die Wahrheit rauszubekommen, obwohl ich
durch seinen Gesichtsausdruck verstand, dass er seine Kumpfer nicht
verurteilte. Naturlich tut es ihn leid, dass er den nicht selber aufgehungt
hat, aber man muss naturlich eine Show vor den Stabsoffizieren abziehen.
Sowohl ich, als auch die Soldaten wussten es. Genauso wissen wir, dass
keiner der Kommandanten wegen einer solchen Geschichte, die
Milituranwaltschaft verstundigen wird. Das alles blitzte in meinem Kopf auf,
wuhrend ich mir die Zigarette vom Kombat anzundete. Ist schon komisch, nur
einige Stunden zuvor gehurten diese Zigaretten diesem Aufgehungten, dessen
Beine auf der Huhe meines Gesichtes hin und her schwenken, danach dem
schreienden Kombat, und jetzt rauche ich sie, und schaue mir dieses
Spektakel an.
Langsam wurde dieser Zirkus fur mich langweilig und ich fragte die
Soldaten, bei denen ich den Semen und den Kleber bemerkte:
- Was hat er gesagt, bevor er verreckte?
Und darauf platzen fast die Kumpfer. Einander unterbrechend, erzuhlten
sie, dass „dieser Hurensohn" (der harmloseste der Ausdrucke) schrie,
dass es ihn leid tut, dass er nur zweiunddreißig von „euch"
erwischte.
ðÏÐÕÌÑÒÎÏÓÔØ: 1, Last-modified: Fri, 05 Dec 2003 18:57:39 GmT